Grimme-Preis: Öffentlich-Rechtliche räumen ab

Düsseldorf (dpa) - Im Jubiläumsjahr der Grimme-Preise sind die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender die großen Sieger. Sie räumen elf der zwölf Auszeichnungen ab. Fernsehfilme und Informationssendungen sind ihre uneingeschränkte Domäne.

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Den kompletten K.o. verhinderte ProSieben mit „Circus Halligalli“. Als „vorbildlich“ und „wichtigste Wundertüte in der Unterhaltung“ lobten die Juroren am Mittwoch bei der Bekanntgabe der Sieger in Düsseldorf die Show des Entertainerduos Joko und Klaas. „Vor ihnen ist nichts sicher. Nicht einmal die ProSieben-Nachrichten.“ Den beiden könne in der TV-Unterhaltung weit und breit niemand das Wasser reichen, urteilten sie.

Freunde von Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf dürfen sich schon auf ein neues Format freuen. Ab Ende Mai soll es eine Livesendung aus verschiedenen Städten geben. Mehr wollten sie am Mittwoch noch nicht verraten.

Den zweiten Grimme-Preis, der in der Unterhaltung zu vergeben war, verbuchte ZDFneo mit der satirischen Late-Night-Show „Neo Magazin“. Damit war bei der Preisentscheidung der Nischensender Tele 5 aus dem Rennen, der gleich dreimal nominiert war.

Die übrigen Grimme-Preise gehen alle an die Öffentlich-Rechtlichen. Da gab es zwar ausdrückliches Lob vom Direktor des Grimme-Instituts, Uwe Kammann, aber auch die jährliche Schelte. „Es gibt in Deutschland wirklich tolles Fernsehen. Es wird nur oft übersehen und missachtet. Es hätte einen Zentrumsplatz verdient.“ Kammann meint damit bessere Sendezeiten, die nicht kurz vor Mitternacht liegen. Dort platzieren die Sender auch hochgelobte Informations- und Kultursendungen.

Ins Spätprogramm rutschte auch die Dokumentation „Restrisiko - Ein Leben über Menschen im Maßregelvollzug“ (BR) von Katrin Bühlig. Sie hat in einer der größten Kliniken für psychisch kranke Verbrecher (in Lippstadt-Eickelborn) drei Sexualstraftäter vor die Kamera bekommen. Eigentlich wollte sie einen Film über Mütter von Mördern machen. Sie bekam die Mütter aber nicht vor die Kamera, dafür Sexualstraftäter, die sie befragte: „Haben Sie jemals versucht, darüber nachzudenken, was sie den Frauen angetan haben?“ „Nein, nie“, kam die Antwort von einem der drei befragten Patienten. Von Opfern bekam Katrin Bühlig für den Film negative Reaktionen. Die Jury lobte aber die unverklärte Darstellung der Realitäten der Patienten in der Klinik.

Einer der fünf Grimme-Preise in der Kategorie Fiktion, den Filmen, ging an die WDR-Produktion „Mord in Eberswalde“. Ein „Juwel“, wie Jurorin Anna Barbara Kurek die Aufarbeitung eines wahren Kriminalfalles von 1969 in der DDR bezeichnete. Zwei Jungen werden im Wald gefunden, brutal gequält und ermordet. Florian Panzner, der den Part von Stasimajor Stefan Witt spielt, konnte sich gut in den Fall einarbeiten. Dokumente gab es genug. Und nicht nur das. Es habe auch zu dem Fall zu DDR-Zeiten eine Folge der Krimireihe „Polizeiruf 110“ gegeben. Die sei aber nicht gezeigt worden.

Einen echten und einen Zusatz-Grimme gab es für den „Tatort“. Den echten Grimme erhielt die Folge „Angezählt“ (rbb/ORF). Harald Krassnitzer als Kommissar Moritz Eisner ermittelt im Rotlichtmilieu. Schon im Vorfeld hatte der Deutsche Volkshochschulverband als Stifter des Grimme-Preises der „Tatort“-Reihe die „Besondere Ehrung“ zugesprochen.

Übergeben werden die Preise in Anwesenheit von Bundespräsident Joachim Gauck am 4. April im Stadttheater von Marl.