Haben die „Simpsons“ ausgedient?
New York (dpa) - Der Sohn müsste mittlerweile Mitte 30 sein, der Vater kurz vor der Rente stehen. Aber sie sind da, gelb wie immer und nach wie vor erfolgreich - wenn auch weniger als früher.
„Die Simpsons“ haben Kulturgeschichte geschrieben und das Fernsehen verändert. Seit mehr als 20 Jahren flimmern sie zur besten Sendezeit über die Bildschirme Dutzender Länder. Und jetzt soll Schluss sein? Angeblich ist die Serie gefährdet, nicht wegen der Quoten, sondern wegen der Gagen. Die Studios wollen diese fast halbieren.
Die Serie war 1989 sofort ein Hit. Dem jungen Sender Fox verhalf sie zum Aufstieg, den Erfinder Matt Groening machte sie zur Kultfigur. Der hatte sich, inklusive der Namen, an seiner eigenen Familie orientiert und einen ganzen Mikrokosmos geschaffen, mit dem alle Teile der Gesellschaft aufs Korn genommen wurden. Alle bekamen ihr Fett weg, die Deutschen zum Beispiel als Opfer eines menschenfressenden Homers: „Was haben wir Deutschen denn getan, dass wir so etwas verdienen?“, klagt ein Lederhosenträger. Kurze Pause. „Ach ja, stimmt ja.“ Zum Trost: Die Folge „Burns Verkaufen der Kraftwerk“ ist ein reiner Werbefilm für Deutschland.
Nach 23 Staffeln sind „Die Simpsons“ die erfolgreichste Komödie, die erfolgreichste Trickfilmserie und die erfolgreichste Serie im Hauptprogramm. Mehr als zwei Dutzend Emmys stehen bei den Produzenten, und um eine Sprecherrolle reißen sich die Stars, inklusive Elizabeth Taylor, Stephen Hawking und Tony Blair, damals noch Premierminister eines ganzen Königreichs. Und noch etwas: Homers Ausspruch „D'oh!“ ist mittlerweile Alltagsenglisch und im Oxford Dictionary.
Erfunden hat das „D'oh“ Dan Castellaneta, der Homer und noch ein halbes Dutzend andere spricht. Die Hauptsprecher sind Stars, weil sie der Serie eine eigene Prägung geben. Und sie sind gutbezahlte Stars: 400 000 Dollar, fast 300 000 Euro, soll jeder bekommen - pro 23-Minuten-Folge. Das dürfte die sechs, von denen man höchstens Hank Azaria noch als Nebendarsteller aus Realfilmen kennen dürfte, zu den bestbezahlten Schauspielern machen, die nie jemand sieht.
Zähe Verhandlungen, bei denen das Studio mit Auswechslung der Sprecher droht, gehören bei den „Simpsons“ dazu. Doch diesmal ist es anders: Die Sprecher wollen nicht mehr Geld, sondern der Sender will weniger zahlen - um satte 45 Prozent sollen die Gagen schrumpfen. Die Studios könnten „keine weiteren Staffeln unter diesen finanziellen Bedingungen produzieren“, hieß es in einer Erklärung von Fox.
„Die Simpson“ waren immer so etwas wie eine Gelddruckmaschine für Fox. Milliarden hat der Sender mit Werbung, DVD-Verkäufen und dem Handel mit T-Shirts, Figuren, CDs und anderem „Simpsons“-Kram verdient. Und von der guten halben Milliarde Dollar, die der Kinofilm einspielte, dürfte auch einiges hängengeblieben sein. Während der eigene Sender in der Serie kräftig auf den Arm genommen wurde („Schnell wegschalten, das ist Fox!“), waren „Die Simpsons“ ein Quotengarant - zumindest in den ersten 20 Jahren. Von den einst 8,7 Millionen Zuschauern hat die Serie allerdings ein Fünftel verloren.
Pro Folge zahlt der Sender dem Studio fünf Millionen Dollar, will die „Los Angeles Times“ erfahren haben. Wenn davon allein die Hälfte nur für die Hauptsprecher draufgeht, sei das für das Studio nicht mehr profitabel. Und der „Newsweek“-Partner „The Daily Beast“ zitiert einen Insider mit den Worten: „Fox beharrt auf der Position, dass sie ohne eine drastische Kostensenkung den Stecker ziehen.“ Für den Sender müsste das nicht mal ein Verlust sein: Jeden Tag laufen irgendwo immer noch alte „Simpsons“-Folgen und nicht nur die Quoten sind nach wie vor gut, sondern auch die Lizenzgebühren für Fox.
Echte „Simpsons“-Fans hoffen, dass alles nur ein Scheingefecht ist und es nach der 23. noch eine 24. und 25. Staffel geben wird. Der Sender könnte immerhin noch „Futurama“ im Gedächtnis haben: Die zweite Serie von Groening war von Fox abgesetzt worden - und wurde im vergangenen Jahr mit großem Erfolg bei Comedy Central wiederbelebt.