Jamie-Lee: Mit Teddybären aus Berlin im Haar

Berlin (dpa) - Hunderte lilafarbene kleine Teddybären sind in Kisten gequetscht, dazwischen rosa Watte und Styroporkügelchen. Die Heißklebepistole liegt bereit. Was nach Kinderbastelstunde klingt, ist die Schmiede, in der die Mädchenträume der deutschen ESC-Kandidatin Jamie-Lee Kriewitz wahr werden.

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Die 18-Jährige, die am Samstag mit ihrem Song „Ghost“ für den Eurovision Songcontest antritt, ist bekannt für ihren farbenfrohen Kleidungsstil - und ihren opulenten und schrillen Kopfschmuck. Der entsteht in einer Neubauwohnung im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg.

Designer Franz-Josef Baur (38) - schlank, wuschiger Vollbart, tätowiert - klebt in seinem Atelier bunte Schleifchen, Glitzer und pinken Wattebausch auf große Styroporkugeln. Er nennt sie liebevoll Ohren. Wenn er fertig ist, erinnere ihn der Kopfschmuck an eine japanische Micky Maus, so Baur. Mit ihren Ringelsocken und Tüllrock wird Jamie-Lee Kriewitz dann zu einer „Alice im Wunderland“-Version, wie Baur es liebevoll nennt.

Rund 30 Haarreifen entwarf der Berliner Designer, dessen Künstlernamen „fjbaur“ ist, bereits für die junge Sängerin. Für die ausgefallenen Kreationen brauche es eine Mischung aus harter Arbeit und Muße, erklärt Baur. Rund zwei Stunden bastelt er an einem Haarreif. Seine Inspiration findet er in der Musik der 18-Jährigen. „Jamie ist erfrischend anders“, sagt er. „Sie entführt einen in eine Traumwelt.“

Eigentlich ist Baur gar kein Kopfschmuckdesigner. Der gelernte Koch und studierte Eventmanager vom Bodensee fing erst vor knapp drei Jahren an, sich hauptberuflich der Kunst zu widmen. Zuerst kreierte er ausschließlich Kopfskulpturen und Masken. Haarschmuck habe er zum ersten Mal für Kriewitz designt. Eine gemeinsame Freundin brachte ihn und die Sängerin zusammen. „Wir waren sofort auf einer Wellenlänge“, erzählt Baur. Seitdem gestaltet er für Auftritte oder Fotoshootings der Sängerin aufwendig dekorierte Haarreifen. Irgendwann will er seine Unikate auch ausstellen, vielleicht sogar verkaufen.

Dass er die deutsche Kandidatin ausstattet, ist für „fjbaur“ etwas Besonderes. Denn der Designer ist ein großer ESC-Fan. Das Finale wird er wie jedes Jahr mit Freunden vor dem Fernseher im eigenen Wohnzimmer verfolgen. Diesmal aber werden sie alle eine Haarreifen-Kreation von ihm tragen und mit ihm zittern. Denn Baur hat eine große Angst: „Das schlimmste wäre, wenn während des Auftritts etwas abfällt.“

Wie der Haarschmuck für das Finale aussieht, will er noch nicht so ganz verraten: „Er ist größer und fantasievoller.“ Auch Teddybären werden zu sehen sein. Fast drei Stunden hat er an dem 250 Gramm schweren Haarschmuck gearbeitet. Den Haarreif will er Kriewitz anschließend schenken - egal ob sie gewinnt oder nicht. Für Baur ist aber klar: „Deutschland wird definitiv die Nummer eins. Das wünsche ich Jamie so sehr. Sie hat es verdient.“