Kachelmann muss nicht mehr vor die Kamera

Zürich (dpa) - Wettermoderator Jörg Kachelmann ist wieder da. Wer ihn aber sehen will, muss ins Internet. Dort werde er künftig auftreten, kündigte er am Freitag an. Etwas blass und wenig locker stellte sich der Schweizer an seinem 53. Geburtstag erstmals seit seinem Freispruch wieder der Presse.

Im Konferenzcenter am Flughafen Zürich war der Andrang groß, aber Kachelmann, der Ende Mai vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen worden war, rächte sich auf seine Art an den überwiegend aus Deutschland angereisten Medienvertretern, die er seit seiner Verhaftung nicht besonders schätzt: Er sprach sie im Schweizer Dialekt an. „Weil wir hier in der Schweiz sind!“

Fast 20 Jahre habe er darauf gewartet, dass man der Meteorologie, die seine Firma Meteomedia so populär gemacht habe, so viel Aufmerksamkeit zolle wie jetzt in Zürich, höhnte Kachelmann. Dabei wusste er wohl, dass sich kaum ein Journalist wegen der neuen Geschäftspläne seines Unternehmens auf den Weg gemacht hatte, sondern alle nur sehen wollten, wie er sich verhält.

Das Spielchen mit dem Dialekt setzte Kachelmann auch noch fort, als er sich bereits mehrmals verhaspelt hatte und immer wieder ins Hochdeutsche verfallen war. Und auch als er erläuterte, wie toll es sei, nun auf den Philippinen erstmals eine eigene Wetterstation enthüllt zu haben, blieb er beim Schwyzerdütsch.

Die Botschaft, die Kachelmann im Nadelstreifen ohne Krawatte verbreiten wollte, war klar: Auch wenn man ihn nicht mehr im Fernsehen sehe, sei er doch sehr aktiv. Das Fernsehen, und hier besonders seine bisherige Wettermoderation in der ARD, spielt in seinen Zukunftsplänen praktisch keine Rolle mehr. Seine Einlassung „Glauben Sie mir, es ist nicht so toll auf der anderen Seite der Kamera zu stehen“ dürfte ihm noch oft vorgehalten werden.

Immerhin hatte er es mit seiner Moderation ja erst geschafft, sein Unternehmen aus der Schweizer Provinz so bekannt zu machen. Er war und ist der Kopf - und zieht sich jetzt ins Internet zurück. Dort will er auf Hochdeutsch, im Schweizer Dialekt und auf Englisch wieder moderieren. Ohnehin sieht er die Zukunft seiner Meteomedia mehr im Dienstleistungsbereich etwa für Unternehmen wie die Autoindustrie, wo man das Wetter im Display abrufen könne - oder eben im Internet.

Einen Seitenhieb gegen Deutschland, wo er den Alptraum erlebte, in Frankfurt verhaftet worden zu sein und in Mannheim vor Gericht gestanden zu haben - gab es natürlich auch: Schlitzohrig tat er so, als falle ihm gerade erst auf, dass sein neuer Auftritt im Internet unter „kachelmannwetter.de“ abzurufen sei. „Ob das die Schweizer anklicken werden?“, sinnierte er. Flugs wies er publikumswirksam seinen Mitarbeiter an, zu prüfen, ob „kachelmannwetter.ch“ auch gehe.

Die ganze Zeit spürte man, dass da einer schwer etwas abarbeitet. So hatte er es in Interviews über sein Verhältnis zu Deutschland und Journalisten ja bereits angedeutet. Einige meinten nach der Veranstaltung, Kachelmann habe vermutlich eine Chance verpasst. Denn es sei ja keineswegs so, dass ihm keine Sympathie entgegengebracht werde, sagte ein Journalist.

Statt in Deutschland und bei der ARD aufzutreten, baut er jetzt also lieber wieder Wetterstationen in aller Welt auf - das sollten die etwa 70 Journalisten und zehn Kamera-Crews vom Flughafen Zürich mitnehmen. Seine Firma jedenfalls gibt die Produktion für die ARD-Wettersendungen an die Münchener Bavaria-Film-Gruppe ab.

Kachelmann scheint um eine Präsenz im öffentlich-rechtlichen Fernsehen in Deutschland keineswegs kämpfen zu wollen. Die ARD will erst entscheiden, wenn das Urteil gegen Kachelmann rechtskräftig ist. Der Moderator sagte, er sehe dieser Entscheidung „sehr entspannt“ entgegen. Daran hänge nicht sein Leben.