Kanzlersohn Walter Kohl findet inneren Frieden
Königstein (dpa) - Walter Kohl hat Schlagzeilen gemacht als Sohn des Altkanzlers. Nach seinem Bestseller legt er nun sein zweites Buch vor. Es beschreibt Lebensfreude und Versöhnung. Es sind Kohls Lebensziele geworden.
Walter Kohl hat sein Leben als Kanzlersohn hinter sich gelassen. „Ich habe mich versöhnt, meinen inneren Frieden gefunden“, sagt der ältere der beiden Söhne des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU). Gut zwei Jahre nach dem aufsehenerregenden Buch über sein Leben im Schatten der Macht als Sohn des deutschen „Dauerkanzlers“ bringt er nun sein zweites Werk auf den Markt. Es ist ein Praxisbuch für Versöhnung. Walter Kohl, der Mitte Juli 50 Jahre alt wird, sieht es auch als Wegweiser für sein künftiges Leben.
Walter Kohl sitzt in seinem Büro im hessischen Königstein. Sein Leben hat sich in den vergangenen zwei Jahren stark verändert. Vom Kanzlersohn ist er zum Berater für Versöhnung geworden. Diese Arbeit will er intensivieren, mit dem zweiten Buch den Weg dafür ebnen.
Noch immer wird er in Teilen der Öffentlichkeit als „der Sohn vom Kohl“ wahrgenommen, wie er selbst sagt. „Diese Schublade, die für mich jahrzehntelang Bürde war, versuche ich nun für meine Botschaft und Arbeit zu nutzen“, sagt er. Und fügt hinzu: „Ich bin nicht nur der Sohn von Helmut Kohl, ich bin schließlich auch der Sohn von Hannelore.“ Dieser Punkt ist ihm wichtig - auch im Gedenken an seine Mutter, die sich 2001 nach schwerer Krankheit das Leben nahm.
Im Januar 2011 ist Kohls Erstlingswerk „Leben oder gelebt werden“ erschienen. Es ist ein Bestseller geworden. Nach Angaben des Verlags wurden mehr als 250 000 Exemplare verkauft, das Buch ist bereits in der zwölften Auflage. Es sorgte für Aufsehen, weil Kohl Einblick in das Privatleben des Altkanzlers und der Familie gewährte. Und weil er sich kritisch auseinandersetze, auch mit dem Vater.
Nun folgt sein zweites Buch. „Leben, was du fühlst“, erschienen im Scorpio Verlag München, ist die Fortsetzung. In seinem ersten Buch erzählte Kohl von seiner Kindheit und Jugend sowie der Zeit danach im Elternhaus in Ludwigshafen-Oggersheim. Solche Episoden finden sich auch im zweiten Buch, jedoch nur am Rande und zur Illustration. Im Wesentlichen geht es um Wege zur Versöhnung und zu innerem Frieden.
„Das Schreiben des ersten Buches hat mir geholfen, aus dem Schatten meiner Herkunft herauszutreten und Frieden mit den gemachten Erlebnissen und Belastungen zu schließen. Durch den Weg der Versöhnung konnte ich mich von alten Kraftfressern befreien“, sagt Kohl. Die Geschichte seines Lebens habe er geklärt und erzählt: Nun gehe es um die grundsätzliche Frage, Versöhnung als Mittel der Lebensgestaltung zu präsentieren.
„Im Gegensatz zu meinem ersten Buch ist das neue Werk nicht autobiografisch, sondern methodisch“, sagte Kohl. „Es ist ein Arbeits- und Praxisbuch zur Frage, wie Menschen ihren inneren Frieden durch einseitige Versöhnung erreichen können.“
Kohl fühlt sich bestärkt von den Reaktionen, die er nach dem ersten Buch erhalten hat. „Ich habe nicht damit gerechnet, einen solchen Nerv zu treffen“, sagt er. „Viele konnten sich in meinen Erlebnissen und Gefühlen wiederfinden. Immer wieder bin ich mit der Bitte konfrontiert worden, Wege aufzuzeigen, ob und wie man Versöhnung lernen kann.“
Hierfür plant Kohl ein „Zentrum für eigene Lebensgestaltung“. 15 Jahre lang hat der studierte Volkswirt und Historiker als Investmentbanker in New York und als leitender Angestellter bei deutschen Großunternehmen gearbeitet. 2005 machten seine Frau und er sich mit einem deutsch-koreanischen Zulieferunternehmen für die Automobilindustrie selbstständig. Seine Frau hat inzwischen eine stärkere Rolle im Unternehmen eingenommen, Kohl will Vorträge halten und das Zentrum aufbauen.
Sein Vater, der Altkanzler, spielt bei diesen Plänen keine Rolle. Das Verhältnis zu ihm hat Walter Kohl in seinem ersten Buch beschrieben: „Er bleibt mein Vater, aber es ist weit weg. Heute habe ich losgelassen, und das fühlt sich gut an. Jeder soll seinen Weg gehen, hoffentlich in Freude und Glück.“ Kontakt habe er nicht. Dies gilt auch für seinen Bruder Peter.
Von Helmut Kohl kein Wort dazu. Er betrachte dies als Privatangelegenheit, lässt er über sein Büro ausrichten.