Kim ist „Germany's next Topmodel“

Palma de Mallorca (dpa) — So viel hochhackiges Schuhwerk und so viele gut gekleidete Menschen hat das Coliseo Balear in Palma selten gesehen.

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Heidi Klums ProSieben-Show „Germany's next Topmodel“ feiert am Donnerstagabend den Sieg der 20-jährigen Kim Hnizdo aus Bad Homburg auf der Ferieninsel Mallorca, allerdings nur vor mäßig besetzten Rängen mit 3000 Zuschauern. 2,87 Millionen sitzen in Deutschland vor den Bildschirmen.

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Dabei hat ProSieben viel für eine runde Show aufgeboten: Waschbrettbäuchige Gladiatoren tragen die Mädchen in Sänften in die Arena, Sean Paul und will.i.am bestreiten die Musik-Acts, die pompösen Outfits der Models reichen von asiatisch bis futuristisch. Schließlich holt sich Kim das letzte Foto und damit den Sieg.

Ihr Mentor Michael Michalsky ruft noch einmal den Ehrgeiz und den Kämpfergeist und die „Verkörperung einer jungen, modernen Frau“ ins Gedächtnis. Damit sichert sich die Bad Homburgerin nicht nur den „Topmodel“-Titel, sondern auch das Coverfoto auf der neuen „Cosmopolitan“ und einen Opel — allerdings nicht eines der Modelle, die bereits mit Kims Namen bedruckt vor der Arena herumstehen, sondern einen jungfräulich strahlend roten.

Nach ihren weiteren Plänen gefragt, lässt die Siegerin lediglich wissen, dass sie am nächsten Morgen im Frühstücksfernsehen ewartet werde und nun die Aftershowparty anstehe. Auch bei Kims Familien sind keine überbordenden Jubelstürme zu beobachten. Großmutter Hnizdo bekommt dann doch feuchte Augen, als sie nach den herzlichen Umarmungen wieder von der Bühne hinabsteigt.

„Absehbar war das nicht“, sagt Kims Mutter. „Ich habe drei Stunden lang gezittert.“ Dann nimmt sie sich der neunjährigen Lilly an, die riesiger Kim-Fan ist und sich unbedingt ein Autogramm holen will. Die Tochter sei jetzt leider sehr beschäftigt, entschuldigt sie sich bei dem Mädchen, das mit ihrer Tante zum Finale gekommen ist. „Aber schreibt eure Telefonnummer auf, dann schickt sie bestimmt eine Whatsapp, wenn sie Zeit hat.“

Lange Gesichter gibt es bei den Verliererinnen und ihrem Umfeld aber nicht. Sineide da Silva, die Mutter von Model Taynara, ist guter Dinge, obwohl ihre Tochter das Finale als erste der fünf Teilnehmerinnen hat verlassen müssen. „Am Anfang war ich geschockt, aber jetzt bin ich einfach glücklich. Sie hat es soweit gebracht und nicht nur einen Plan A, sondern auch noch B,C,D und E“, sagt die Brasilianerin, die wie drei Dutzend andere Taynara-Anhänger eine blonde Lockenperücke auf dem Kopf trägt. Es ist mit Abstand die größte und lauteste Fan-Schar, einige Verwandte seien sogar aus Brasilien angereist, erzählt Sineide aufgeregt und stimmt wieder ein Liedchen an.

Ebenso stolz auf seine Tochter ist Schauspieler Mathieu Carrière, der den Auftritt seiner Elena aus vorderster Front verfolgt und offenbar jedes Detail mit der Handykamera festhält. „Ich habe im Laufe der Sendung ganz neue Facetten an ihr erlebt“, sagt der 65-Jährige in einer Werbepause — und bezieht sich dabei nicht allein auf Elenas Offenbarung, auch Frauen attraktiv zu finden. Die Welt jedenfalls stehe ihr nach all ihren beeindruckenden Auftritten so und so offen, auch ohne Titelgewinn.

Heidi Klum ist längst verschwunden, auf der Bühne werden die Juroren interviewt. Anheizer Christian Oberfuchshuber klatscht immer noch fleißig in die Hände, obwohl der Großteil des Publikums bereits nach Hause gegangen ist. „Das ist normal, das lässt sich nicht verhindern.“ Schön war's trotzdem. Deshalb wolle man nächstes Jahr wiederkommen, mit mehr Vorlauf. „Und dann machen wir die Arena voll.“