Lanz steckt mit „Wetten, dass..?“ im Quotenloch
Halle (dpa) - Es ist vertrackt: „Wetten, dass..?“-Moderator Markus Lanz kam bei den Fans der Show so gut an wie schon lange nicht mehr, aber seine Zuschauerzahl war so schlecht wie noch nie.
Nur 6,55 Millionen schalteten am Samstagabend die ZDF-Show aus Halle an der Saale ein, das sind noch einmal rund 200 000 weniger als bei der desaströsen „Wetten, dass..?“-Show aus Mallorca im Juni. Damals hatte der Mainzer Sender die Notbremse gezogen und Neuerungen wieder gekippt, die prollige Comoderatorin Cindy aus Marzahn verschwand ebenso wie die Lanz-Challenge. Zurück zu den Wurzeln hieß die Devise. Doch offenbar steckt Europas größtes TV-Show immer noch in der Krise.
Dabei schien Lanz nach neun Ausgaben von „Wetten, dass..?“ seinen Platz auf dem ZDF-Showdampfer gefunden zu haben und hatte mit Miley Cyrus, Sting und Céline Dion sogar echte Weltstars an Bord. Der 44-Jährige leistete sich nur wenige peinliche Momente und brachte seine prominenten Gäste zum Jodeln oder zumindest zum Singen. Kleiner Patzer: Einmal sprach er in Halle von seinem „Publikum in Leipzig“.
Die sonst oft so kühl wirkende Sängerin Céline Dion plauderte locker und aufgeräumt über ihre Kindheit und Familie, jodelte sich in die Herzen der Zuschauer und ließ wissen, dass ihr 12-jähriger Sohn sie als Sängerin sicher nicht sehr „cool“ findet. Lukas Podolski stimmte gemeinsam mit Lanz den Brings-Titel „Kölsche Jong“ an und zeigte sich begeistert vom späteren Wettkönig Johannes Witzenrath, der fast fehlerlos die Ergebnisse und Torschützen aus fünf Begegnungen der Fußball-Bundesliga der vergangenen zehn Jahre nennen konnte. Gegen so viel geballtes Fußballwissen mussten Harald Kowatsch und Rolf Fercher sich mit dem zweiten Rang begnügen, die mit Baggern Socken auf eine Leine hängten und festklammerten.
Lanz wies zu Beginn der Sendung darauf hin, dass die Sendung aus Halle am 24. Jahrestag des Mauerfalls ausgestrahlt wurde. Prompt griffen er und die Redaktion später tief in die DDR-Mottenkiste: Der Südtiroler bot an, zwei Zuschauer der Sendung nach Hause zu fahren, sollte er die Stadtwette verlieren. Und als Transportmittel musste natürlich ein Trabant herhalten. Lanz verlor, weil rund 1000 Hallenser auf dem Marktplatz auf 250 Quadratmetern die Silhouette des berühmten gelben Pullis füllten, den einer der bekanntesten Söhne der Stadt zu seinem Markenzeichen gemacht hatte: Hans-Dietrich Genscher.
Und natürlich musste „Germany's next Topmodel“-Gewinnerin Barbara Meier ebenfalls an einem Trabi einen Reifen wechseln, als sie ihre Wette verlor. Sie hatte es dem Schweizer Jakob Schwitter nicht zugetraut, dass er mit reiner Lungenkraft einen Formel-3-Boliden so weit würde anheben können, dass an dem Fahrzeug die Pneus gewechselt werden konnten. Der 59-Jährige schaffte dies bei seinem fünften - und wie er versicherte letzten - Auftritt bei „Wetten, dass..?“ jedoch.
Im Gespräch mit US-Popstar Miley Cyrus redeten der Moderator und sein Gast zum Teil gnadenlos aneinander vorbei. Warum sich die 20-Jährige wiederholt als „Erdbeere“ bezeichnete, blieb eher rätselhaft, offenbar war es eine Anspielung auf ihr Kostüm. Lanz gab seinem Gast eine harte Nuss zu knacken, als er erklärte, im deutschen Fernsehen habe es schon einmal eine Sendung mit einer Erdbeere gegeben: Die RTL-Striptease-Show „Tutti frutti“ mit Hugo Egon Balder war Cyrus allerdings völlig unbekannt - irgendwie nachvollziehbar.
Die Schauspieler Stephanie Stumph („Stubbe - Von Fall zu Fall“) als Patin der Stadtwette und Elyas M'Barak („Türkisch für Anfänger“) nutzten ihre Auftritte, um für ihre jüngsten Produktionen die Werbetrommel zu rühren. Diana Amft und Armin Rohde setzten sich in Tracht auf die Wettcouch und stellten die Komödie „Im Weißen Rössl“ vor, waren sich bei der Baggerwette nicht einig, wie diese ausgehen würde. Da Rohde den Baggerfahrern einen Erfolg nicht zutraute, mussten er und Amft zum Ende der Sendung das Titellied der Komödie singen, Rohde im Dirndl, Amft in der Krachledernen.
Ob das Quotentief zu Konsequenzen für Lanz führt, bleibt abzuwarten. ZDF-Intendant Thomas Bellut hatte die Messlatte für einen Erfolg ursprünglich bei acht Millionen Zuschauern angelegt. Immerhin war das Echo bei Sozialen Medien am Sonntag besser als nach den letzten vorangegangenen Ausgaben. „Bis jetzt die beste Sendung, alles Super tolle wetten“, schreibt eine „Facebook“-Userin. „Echt tolle Show diesmal! Ein gelungener Fernsehabend für die ganze Familie!! Danke!!!“ und „Markus, mach weiter so.“ lauten andere Einträge auf der „Facebook“-Seite der Sendung.
Ablehnende Stimmen wie „Wie kann man nur so den Bach runtergehen?“ gab es mal wieder zur Genüge, sie prägten aber am Tag nach der Show nicht das Gesamtbild. Es bleibt spannend, wie Lanz am 14. Dezember in Augsburg abschneiden wird.