Neue Studie: „Wie ticken die Jugendlichen 2012?“
Berlin (dpa) - Viel Pragmatismus und wenig Protest: Leistungsdruck und unsichere Berufsaussichten lassen viele Jugendliche in Deutschland zu „Mini-Erwachsenen“ werden. Die Solidarität zu ärmeren Altersgenossen schwindet.
Das geht aus der Sinus-Studie „Wie ticken die Jugendlichen?“ hervor.
„Die 14- bis 17-Jährigen stehen unter einem enormen Druck“, sagt Studienautor Marc Calmbach. Gleichzeitig fühlen sich viele junge Menschen aus prekären Verhältnissen in Schule und Job abgehängt. „Da gibt es eine deutliche Abgrenzung aus der gesellschaftlichen Mitte nach unten“, beschreibt Calmbach.
Der Studie, in Auftrag gegeben von sechs kirchlichen und gesellschaftspolitischen Institutionen, liegen 72 ausführliche Tiefeninterviews zugrunde. Dabei zeigt sich: Bei aller Verschiedenheit schätzen fast alle jungen Leute traditionelle Werte wie Sicherheit, Pflichtbewusstsein, Familie oder Freundschaft. Aber sie tun es nicht auf traditionelle Weise, sondern leben ein individuelles Werte-Patchwork. „Hart arbeiten und auch hart feiern, Job und zugleich Familie, sparen und sich auch etwas leisten“, sagt Calmbach.
Neben der übergreifenden Tendenz zeigt sich vor allem Vielfalt, die die Autoren in sieben Lebenswelten zusammenfassen. Die größten Gruppen: die pragmatische Mitte, die Erfolgs- und Lifestyle-Orientierten sowie die Spaß- und Experimentierfreudigen. Je nach Lebenswelt haben Schule, Engagement für andere oder auch Glauben einen unterschiedlichen Stellenwert. „Sinnsuche ist für viele ein Thema, aber nur noch für die wenigsten innerhalb der Kirche“, resümiert Autor Peter Thomas.