„OGOT“: Fünf Pilger-Oldies auf Kerkelings Spuren
Berlin (dpa) - Das sind doch ganz klar Namen der neunziger Jahre, die nicht ins Fernsehen von heute gehören: Karl Dall, Jörg Draeger, Frederic Meisner, Harry Wijnvoord und Björn Hergen Schimpf. Oder?
Berlin (dpa) - Das sind doch ganz klar Namen der neunziger Jahre, die nicht ins Fernsehen von heute gehören: Karl Dall, Jörg Draeger, Frederic Meisner, Harry Wijnvoord und Björn Hergen Schimpf. Oder?
Doch! Sie gehören ganz klar ins Jetzt, meint Kai Blasberg, Geschäftsführer des kleinen Münchner Privatsenders Tele 5, und hat sich für das Quintett eine besondere Spielart ausgedacht, die vom 17. September (22 Uhr) täglich zwölf Mal in 90 Minuten zu sehen ist: „OGOT - Old Guys On Tour“ heißt das Projekt und ist in der Tat ungewöhnlich.
Der Pilgerweg zwischen Somport und Santiago de Compostela in Spanien ist 850 Kilometer lang. Und genau diese Route haben Draeger (70), Meisner (63), Wijnvoord (67) und Schimpf (72) zu Fuß zurückgelegt, mit Kamerabegleitung und Tontechnikern. Also: Fast alle haben den beschwerlichen Pilgerweg per pedes absolviert, räumte Blasberg bei der Pressepräsentation am Mittwochabend in Berlin ein. Ab und an seien sie auf motorisierte Hilfe angewiesen gewesen. Karl Dall sei keinen Meter gegangen in der „Walkumentary“ - Der „Reiseleiter“ kümmerte sich um die Betreuung.
Im Juni sind die vier aufgebrochen, um den einst von Entertainer Hape Kerkeling („Ich bin dann mal weg“) beschrittenen Pilgerpfad abzuwandern. Kerkeling hätte eigentlich auch zu den Wanderern oder zumindest zur Leitfigur der Dokusoap werden sollen, aber der 51-Jährige habe sich wohl nicht kooperativ gezeigt, räumte Blasberg ein - zumindest nicht im Telefonat mit Reiseleiter Dall. Ähnlich sei es mit dem ehemaligen Spielshow-Star Werner Schulze-Erdel (64) gewesen, der auf die Teilnahme verzichtet habe, heißt es von Tele 5.
Draeger („Geh aufs Ganze“) bezeichnete den Jakosbsweg als „via dolorosa“, Wijnvoord („Der Preis ist heiß“) empfand „die spitzen Steinchen, die sich ständig in die Füße bohrten“, schmerzhaft wie heiße Nadeln, und Schimpf, der für RTL die Figur „Karlchen“ erfand, gestand: „Altwerden ist Scheiße.“ Meisner, über Jahre für Sat.1 als „Glücksrad“-Moderator im Einsatz, stellte angesichts der Strapazen und des frühen Todes seiner Eltern und des Bruders die Frage: „Gibt es den da oben denn wirklich?“
272 Jahre deutsches Fernsehen auf dem Jakobsweg - und wer Karl Dall, den Reiseleiter, dazurechnet, kommt sogar auf 347 Jahre. Draeger, von dem die Idee stammte, ärgerte sich später noch über das touristische Gedränge auf der Route. Die Taxifahrer hätten 50 Stempel (die sonst nur die Herberge nach Ankunft vergibt) für 50 Euro verkauft - was ein Unding! Noch härter: „Die Pilger bescheißen sich gegenseitig“, beschwerte sich der einstige „Geh aufs Ganze“-Spielleiter.
Und dann waren da noch die 35 Kilogramm mehr, die der Holländer Wijnvoord im Vergleich zu den anderen auf die Waage bringt. Karl Dall, in alter Gewohnheit das Lästermaul par excellence, nahm seinen Kollegen schön auf die Schippe: „Der kann noch mal 35 Kilo auf die Waage bringen und dann wieder getrost für sein Schlimm-Fraß Werbung machen!“ Zur Erklärung: „Slim Fast“ nannte sich das Joghurt-ähnliche Produkt einst, für das der ewig korpulente Wijnvoord in den 90ern Reklame machte.
Zwölf Folgen à 90 Minuten sind 1080 Minuten insgesamt. Viel Fernsehen mit vielen Entschleunigungsmomenten. Tele-5-Chef Blasberg hat für das nächste TV-Jahr daher schon die entsprechende Idee: „Dann drehen wir mit der selben Besetzung 'In 80 Pausen um die Welt'.“