Soziales Experiment: Kann ein Roboter trampen?

München (dpa) - Am Freitag geht es los: Dann startet der reiselustige Roboter „hitchBOT“ von München aus seine zehntägige Autostopp-Tour durch Deutschland. Er stammt aus Kanada und kommt auf Einladung von ProSieben und seiner Wissenssendung „Galileo“.

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Seine Erfinder Frauke Zeller von der Ryerson Universität in Toronto und David Harris Smith von der McMaster Universität in Hamilton sind auch dabei. Am Straßenrand wird „hitchBOT“ jedoch allein sitzen - und auf die Hilfe der Menschen angewiesen sein.

Was ist „hitchBOT“?

Gar nicht so einfach. Ursprünglich war „hitchBOT“ konzipiert als Kunstprojekt. Ein Roboter ist er im strengsten Sinne nicht - er kann nur den Arm mit dem Tramp-Daumen bewegen, und er dient nicht den Menschen zur Unterstützung. Normalerweise helfen Roboter ja uns - aber seine Erfinder wollten den Spieß einmal umdrehen. Und herausfinden: Wie ist das Verhältnis Mensch-Roboter? Wie verhalten sich Menschen gegenüber Robotern, wenn man ihnen die Initiative überlässt? Hintergrund ist auch, dass Roboter eine Akzeptanz bekommen müssen, wenn sie je stärker im menschlichen Alltag und vielleicht sogar bei der Pflege eingesetzt werden sollen. Somit ist „hitchBOT“ vor allem ein sozialwissenschaftliches Experiment.

Was hat er für einen Charakter?

Er ist ein lustiger Typ, wissenschaftlich interessiert - und vor allem eine kleine Quasselstrippe. „Wenn Menschen mit ihm interagieren sollen, muss er wie sie Charakterzüge haben - damit sie ihn wiedererkennen“, sagt seine Erfinderin Zeller. „Wenn er auch nicht immer alles versteht, dann quasselt er vor sich hin - damit die Leute unterhalten werden.“ Aber ein bisschen hat er auch einen Robotercharakter. Wenn man ihn zu Beispiel fragt: „Hast du keine Angst?“ Dann sagt er: „Nein, ich bin ja ein Roboter - und kenne keine Angst.“

Was hat er gekostet?

Seine Erfinder haben ihn extra kostengünstig konzipiert - sonst liefe er Gefahr geklaut zu werden. Er besteht zum Großteil aus Alltagsgegenständen, man könnte sagen: Hausrat aus dem Keller oder gar potenzieller Sperrmüll. Sein Körper: ein Fass. Als Armen und Beine hat er Schwimmnudeln, an den Füßen bunte Kinder-Gummistiefel, eine Kuchenform als Kopf und einen Mülltonnendeckel als Hut. Und die Elektronik in seinem Leib ist auch nicht höchster Stand der Technik. Die Materialkosten liegen zwischen 1500 und 2000 Dollar.

Was steckt denn genau an Technik in ihm?

Zwei Lithium-Polymer-Akkus liefern ihm Energie für etwa sechs Stunden. Wenn die erschöpft ist, kann er von seinen Gastgebern oder von Autofahrern aufgeladen werden - über den Zigarettenanzünder im Auto oder eine Steckdose. Über ein Mikrofon und einen Lautsprecher spricht „hitchBOT“ mit den Menschen. Und er hat GPS dabei - damit seine Betreuer Zeller und Smith immer wissen, wo er steckt. Sie reisen mit ihm nach Deutschland - lassen ihrem Schützling aber seine Freiheit beim Trampen.

Hat er Gepäck dabei?

Nein. Alles, was er braucht ist eingebaut. Aber Geschenke nimmt er schon an: In Kanada haben ihm seine Fans Armbänder, Teddybären, Anstecknadeln, einen Rucksack, eine Feder-Boa und ein Regen-Cape geschenkt. Und einen Glücksbringer könnte er vielleicht brauchen - denn er tritt ausgerechnet am Freitag, den 13. seine Reise an.

Wie geht es mit „hitchBOT“ weiter, wenn er durch Deutschland gefahren ist?

Er wird als Special Guest nach Hamburg zur Social Media Week fahren, auf der seiner Erfinder einen Vortrag über ihn halten. Was dann kommt, ist offen.