„Spiegel“-Spitze neu besetzt: dpa-Chefredakteur Büchner kommt
Hamburg (dpa) - Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hat erstmals einen einzigen Chefredakteur für Print und Online berufen. Wolfgang Büchner, bisher Chefredakteur der Nachrichtenagentur dpa, soll sein Amt zum nächstmöglichen Zeitpunkt antreten.
Das teilte der Verlag am Montag in Hamburg mit. Der 46-Jährige steht dann an der Spitze von „Spiegel“ und „Spiegel Online“.
Büchner kennt das Hamburger Verlagshaus: 2001 stieg er bei „Spiegel Online“ ein, von 2008 bis 2009 war er Chefredakteur des Nachrichtenportals, dann wechselte er zur Nachrichtenagentur dpa. Der 46-Jährige leitet die dpa-Redaktion seit Anfang 2010. Gestartet hatte er seine Karriere nach einem politikwissenschaftlichen Studium als Korrespondent für die Nachrichtenagentur Associated Press (1991).
Die bisherige „Spiegel“-Doppelspitze aus Print-Chef Georg Mascolo und Digital-Chef Mathias Müller von Blumencron war vor drei Wochen (9.4.) abgesetzt worden. Die Trennung erfolgte aufgrund „unterschiedlicher Auffassungen zur strategischen Ausrichtung“. „Spiegel“-Geschäftsführer Ove Saffe favorisiert einen kostenlosen Zugang zum Nachrichtenportal - aber mit Bezahl-Inhalten.
Der Verlagsmanager sieht in Chefredakteur Büchner nun auch einen Brückenbauer: „Er bringt alle Voraussetzungen mit, die beiden Redaktionen des Nachrichten-Magazins "Der Spiegel" und der Nachrichten-Website "Spiegel Online" erstmals gemeinsam zu führen und damit die publizistische Zukunft der Medienmarke "Spiegel" erfolgreich zu gestalten.“ Für 2012 erwartete Saffe in der Spiegelgruppe einen um 6 Prozent rückläufigen Umsatz auf rund 307 Millionen Euro.
Bis zu Büchners Start wird die „Spiegel“-Redaktion geführt von den beiden stellvertretenden Chefredakteuren, Klaus Brinkbäumer und Martin Doerry. Rüdiger Ditz, Chefredakteur von „Spiegel Online“, verantwortet das Nachrichtenangebot im Internet.
Deutschlands führende Nachrichtenagentur dpa erlebte unter Büchner große Umwälzungen. Über seine Nachfolge werde der dpa-Aufsichtsrat entscheiden, teilte die Nachrichtenagentur mit. Einen Zeitplan für die Berufung eines neuen Chefredakteurs gebe es noch nicht.
Die dpa gratulierte Büchner zu seiner neuen Aufgabe. „Wir haben ihn als kreativen Kopf und erfolgreichen Redaktionsmanager erlebt, der konsequent seinen Weg gegangen ist“, sagte Karlheinz Röthemeier, der Vorsitzende des dpa-Aufsichtsrates. Büchner habe wesentliche Impulse zur Weiterentwicklung der dpa-Redaktion gegeben.
In einer extra einberufenen Redaktionskonferenz im Berliner Newsroom gab es langanhaltenden Applaus der Mitarbeiter für Büchners Leistungen. Die Spiegel-Belegschaft wurde von Verlagsmanager Saffe über die Bestellung Büchners informiert.