Stralsund: Blutige Fährte
Hamburg (dpa) - Die „Nordsee ist Mordsee“, stellte Filmemacher Hark Bohm bereits in seinem gleichnamigen Kinowerk 1976 fest. Die TV-Sender, allen voran das ZDF, nutzten auch die Nordsee als Krimikulisse.
Aber nun holt die lieblichere Ostsee gewaltig auf. Dank der ZDF-Krimi-Reihe „Stralsund“, und die Verbrechen dort haben es in sich. Geiselnahme, Überfall auf einen Geldtransport mit Todesfolge, und im neuesten Film mit dem Titel „Blutige Fährte“ an diesem Montag (20.15 Uhr) geht in der sonst eher friedlichen Ostsee-Stadt ein Serienmörder der besonderen Art um, der sich seine Opfer aus dem Internet zu fischen scheint.
Landschaftlich reizvolle Kulisse für spektakuläre Geschichten nennt ZDF-Redakteur Martin R. Neumann ein Charakteristikum der Reihe, mit der man beim Start 2009 einiges riskierte und nicht nur der vertrauten Krimi-Spur folgen wollte - so auch bei der Zusammenstellung des Kriminalisten-Teams, in dem etliche kaputte Typen zusammenkommen: der von Alexander Held gespielte verbitterte Karl Hidde, der ein Bein verloren hat und dennoch mit aller Verbissenheit an seinem Ermittlerposten festhält; oder der arg großmäulige, oft reichlich unkorrekte Benjamin Lietz (Wotan Wilke Möhring), der hier gleich zu Beginn bei einem Polizei-„Zugriff“ durch die Tür einen Menschen erschossen zu haben scheint. Auch trägt er irgendein Geheimnis mit sich herum, und das ist wiederum nicht die gescheiterte Beziehung zur Kollegin Nina Petersen.
Die scheint die robusteste von allen. Ihre Darstellerin Katharina Wackernagel ist sich darin allerdings nicht ganz so sicher: „Auch die Nina hat ihre Ecken und Kanten. Gerade in ihrer sehr direkten Art eckt sie immer wieder an.“ Und die 33-Jährige irritiert zuweilen ihre „Verschrobenheit“ in Gefühlsdingen: „Sie scheint nicht in der Lage, sich mal zu ihrer Eifersucht zu bekennen oder dass sie auch mal verletzt ist. Sie sagt nicht zu ihrem Ex-Freund: "Ich möchte, dass du heute Abend zu mir kommst."“
Anfangs, beim ersten „Stralsund“-Film, hatte sie den Autor und Regisseur Martin Eigler immer wieder gefragt: „Wer ist diese Frau eigentlich?“ Inzwischen meint sie es schon besser zu wissen, aber zu einer endgültigen Definition ihres Rollencharakters ist sie noch nicht vorgestoßen. Doch mache gerade das Spaß, „an diesem Charakter zu basteln, mit ihm zu spielen, neue Züge an ihm zu entdecken“. Und damit wird man im Mai vielleicht schon wieder weiter sein. Dann steht der Dreh zum nächsten „Stralsund“-Fall an.
Denn es soll mit der Reihe weitergehen. Die Quoten der ersten beiden Filme, 5,6 Millionen Zuschauer beim ersten Fall, sogar 6,5 Millionen beim zweiten, ermutigen dazu, und Redakteur Neumann fürchtet auch nicht, dass die Stadt Stralsund als Schauplatz dafür mit der Zeit zu eng wird.
Hier gibt es noch manchen Winkel auszuleuchten, und dann bietet sich auch noch das Umland an. Man denkt bereits an Folgen, die in den baltischen Ländern spielen, und schließlich plätschert die Ostsee vor der Tür. Da kann denn mal einen Fall lang hinaus aufs Meer gegangen werden. Katharina Wackernagel erträgt das mit Fassung, „auch wenn ich nicht gerade ein ausgesprochener Seebär bin und eigentlich ganz gern festen Boden unter den Füßen habe.“