Feministische Ikone Streit um Frida-Kahlo-Puppe in Mexiko

Miami/Mexiko-Stadt (dpa) - Frida Kahlo war eine starke Frau. Nach einem schweren Unfall litt die Mexikanerin zeitlebens unter heftigen Schmerzen und wurde dennoch zur wohl bedeutendsten Malerin Lateinamerikas.

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Für viele ist die Künstlerin ein Vorbild. Jetzt hat der Spielwarenhersteller Mattel der Ikone des Feminismus eine Barbie-Puppe gewidmet - was einen heftigen Streit ausgelöst hat.

Die Barbie-Puppe ist 28 Zentimeter groß, hat schwarzes hochgestecktes Haar, rote Lippen und trägt einen blauen Rock, ein schwarzes Hemd und einen roten Schal. An Frida Kahlo erinnert sie mit ihrem langen Hals, der schmalen Nase und den feinen Gesichtszügen nur entfernt. „Ich glaube, man hätte das besser machen können. Sie sieht nicht aus wie Frida“, sagt Kahlos Urgroßnichte Mara de Anda. „Frida war nicht perfekt.“

Tatsächlich war Kahlo nie eine klassische Schönheit. Ihr Markenzeichen waren ihre zusammengewachsenen Augenbrauen und ihr Damenbart. „Frida Kahlo hat nie versucht, wie jemand anderes auszusehen, sie hat ihre Einzigartigkeit gefeiert. Wie können sie nur eine Barbie aus ihr machen?“, schrieb die mexikanische Schauspielerin Salma Hayek, die die Künstlerin in einem Spielfilm verkörperte, auf Instagram.

Kahlo ist in Mexiko ein nationales Symbol. Als Tochter des deutschen Fotografen Carl Wilhelm „Guillermo“ Kahlo wurde sie 1907 in Coyoacán im heutigen Mexiko-Stadt geboren. Als Sechsjährige erkrankte sie an Kinderlähmung, mit 18 Jahren erlitt sie einen schweren Verkehrsunfall, der sie fast das Leben kostete. Sie wurde über 30-mal operiert und musste jahrelang ein Stahlkorsett tragen.

Die ständigen körperlichen Schmerzen verarbeitete Kahlo in ihren Bildern. Prägend war zudem ihre Beziehung zu dem Maler Diego Rivera, den sie zweimal heiratete. Über die ständigen Seitensprünge ihres Mannes tröstete sie sich mit eigenen Affären hinweg - sowohl mit Männer als auch mit Frauen. Am 13. Juli 1954 starb sie an einer Lungenembolie.

Jetzt ist ein komplizierter Rechtsstreit um die Barbie-Puppe entbrannt. Mattel hat sich die Markenrechte von der Frida Kahlo Corporation (FKC) in Florida besorgt. Kahlos Nichte und Erbin Isolda Pinedo Kahlo hatte der Firma die Rechte 2005 verkauft. Nach Einschätzung von deren Tochter Mara Romeo und Enkelin Mara de Anda verfügt FKC allerdings nur über die Namensrechte - und nicht die Rechte am Bild.

Mit einer einstweiligen Verfügung stoppten die beiden Frauen in Mexiko nun vorerst den Verkauf der Puppe. „Wir kämpfen darum, das zu schützen, was uns gehört“, sagt De Anda. Die FKC will die Entscheidung anfechten. „Wir vertrauen darauf, dass uns die Gerichte wieder einmal Recht geben“, sagt Unternehmenssprecherin Beatriz Alvarado. „Es ist klar, dass die Angehörigen von Isolda Pinedo Kahlo eher aus Gewinnstreben handeln, als aus dem Interesse heraus, das Erbe von Frida Kahlo zu schützen.“

Mattel brachte die Kahlo-Barbie in einer Serie von „Inspirierenden Frauen“ heraus, gemeinsam mit der Flugpionierin Amelia Earhart und der farbigen NASA-Mathematikerin Katherine Johnson. „Ich glaube, dass Frida überzeugt gewesen wäre, dass es keine bessere Art und Weise gibt, die Welt zu revolutionieren und ihr seinen Stempel aufzudrücken, als mit einer Barbie“, sagt FKC-Sprecherin Alvarado. „Ein Idol der Schönheit, dass sich rebellisch zeigt und sich wie Frida anzieht.“

Neben dem Streit um die Rechte geht es auch darum, ob man eine unangepasste, eigenwillige Frau wie Frida Kahlo einem radikalen Lifting unterziehen darf, damit sie den Schönheitsidealen von Barbie entspricht. Der Künstler Noel Cruz hat die Dinge schon einmal in die eigenen Hände genommen. Er kaufte für 30 US-Dollar eine Kahlo-Barbie und malte ihr ein neues Gesicht mit struppigen Augenbrauen und einem zarten Oberlippenbart. „Ich habe ihr realistischere und präzisere Gesichtszüge verliehen“, schreibt der Maler. Den Kunden scheint es zu gefallen: Die Puppe ging bei einer Ebay-Auktion für 870 Dollar weg.