Stuckrad-Barre: Jetzt ist erstmal wieder Fernsehen dran
Berlin (dpa) - In seiner Fernsehshow stellt Benjamin von Stuckrad-Barre seinen Gästen gleich zu Anfang noch im Stehen ein paar „schnelle Fragen“, die diese möglichst kurz beantworten sollen.
Beim dpa-Interview mit Stuckrad-Barre spielen wir das mit dem Moderator mal nach. Nicht jede Antwort gelingt dem 37-Jährigen so kurz, wie er es womöglich selber verlangen würde. Es geht um Dietl, Steinbrück, Facebook und seinen bislang besten Gast:
Schämen Sie sich eigentlich für den Film „Zettl“, bei dem Sie Co-Autor des Drehbuchs waren?
Stuckrad-Barre: „Nein, warum? Die Arbeit an diesem Film gehört zu den schönsten Erfahrungen in meinem bisherigen Leben. Ein Jahr lang mit Helmut Dietl, den ich sehr verehre, schreiben zu dürfen - wunderbar. Es ist zwar schade, dass der Film bei Kritik und Publikum weitestgehend durchfiel, das ändert aber nichts daran, wie ich es für mich bewerte: Ich bin sehr dankbar, dass ich da mitmachen durfte, ich habe dabei von Dietl viel gelernt.“
Warum ist jemand wie Sie, der so sehr die Inszenierung von allem und jedem mag, nicht bei Facebook - dem großen Selbstinszenierungsportal?
Stuckrad-Barre: „Es würde mich, glaube ich, überfordern. Ich habe gar nicht permanent so viel mitzuteilen und ich muss auch Informationen anderer stark filtern, weil ich sehr ablenkungsanfällig bin.“
Was war bisher die gelungenste Sendung von „Stuckrad Late Night“?
Stuckrad-Barre: „So direkt fällt mir die mit Ottmar Schreiner ein. Den fand ich wahnsinnig toll, weil der komplett mitgespielt hat, dabei immer auch ernsthaft blieb und am Schluss sogar mit einer Motorsäge ein Gerhard-Schröder-Plakat zerfetzt hat. Der war ein richtiger Abräumer, hat Standing Ovations bekommen.“
Ertragen Sie es eigentlich gut, sich selber auf der Mattscheibe zu sehen? Oder ist das unangenehm?
Stuckrad-Barre: „Ich schaue es an, aus Kontrollzwecken. Ich kann jetzt nicht sagen, dass das ein großer Genuss ist. Aber es schadet nicht, um zu sehen, was alles nicht funktioniert und was man vielleicht verändern sollte. Als nervöser Akteur erlebt man das während der Aufzeichnung natürlich ganz anders als der Zuschauer. Es ist also gut, das dann wieder zu objektivieren, indem man sich das Ergebnis auch selbst anguckt, im Schnelldurchlauf allerdings.“
Wie bleibt man eigentlich so dünn als junger Vater? Man schläft doch kaum noch und isst dann mehr, oder?
Stuckrad-Barre: „... Sport. Und viel Rauchen.“
Ist Steinbrück der richtige SPD-Kanzlerkandidat?
Stuckrad-Barre: „Also er ist auf jeden Fall der unterhaltsamste. Das wäre trostlos gewesen, nochmal mit Steinmeier. Da hätte man auch sagen können: Komm, wir sagen die Wahlen ab. Steinbrück steht so quer zu seiner eigenen Partei und auch zu sich selbst, das ist schon mal gut. Und das Norddeutsche ist mir immer erstmal sehr angenehm. Ich höre ihm sehr gern zu - und er sich auch. Das ist seine große Gefahr. Und dadurch wird es automatisch lustig. Und jetzt mal unter dem Gesichtspunkt unserer Show: Das wird ein guter Wahlkampf.“
Laden Sie ihn ein?
Stuckrad-Barre: „Ich weiß nicht, ob wir so viel zahlen können (lacht). Klar wird der eingeladen. Allerdings kann der natürlich jederzeit eine ganze Stunde mit einem neben ihm rauchend wegpennenden Helmut Schmidt bei "Günther Jauch" sitzen, oder sogar ganz allein. Vielleicht kommt der also eher nicht zu uns. Das macht dann aber auch nichts. Dennoch, die Einladung steht.“
Zitat einer Stuckrad-Barre-Frage an Bundeskanzlerin Angela Merkel: Haben Sie eine Sehnsuchtslandschaft?
Stuckrad-Barre: „Niedersachsen. Das flache Land. Ein gescheiter Mischwald.“ (Merkel antwortete übrigens „Leicht wellig. Mehr so Grundmoräne.“)
Günter Grass wird 85. Irgendeinen Wunsch für ihn?
Stuckrad-Barre: „Mein Wunsch an ihn: Weniger Gedichte schreiben. Einfach öfter mal die Ruhe bewahren.“
Gibt es eigentlich mal wieder einen neuen Roman von Ihnen?
Stuckrad-Barre: „Kann gut sein. Aber jetzt ist erstmal wieder Fernsehen dran. Das ist so Standbein, Spielbein. Dieser Wechsel der Formen macht gute Laune.“