„Tatort“ und Raab haben Chancen auf Grimme-Preis
Düsseldorf (dpa) - Der „Tatort“-Krimi der ARD, der ProSieben-Spaßmacher Stefan Raab und der kleine Privatsender Tele 5 haben Chancen auf den Grimme-Preis.
Gleich 62 Nominierte können sich zum 50. Geburtstag des Qualitätssiegels für Fernsehen Hoffnung auf eine der zwölf Auszeichnungen machen, unter ihnen der ZDF-Mehrteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ über Jugendliche im Zweiten Weltkrieg.
Bei den Nominierungen finden sich mit „Angezählt“ (ORF) und „Borowski und der Engel“ (NDR) gleich zwei „Tatort“-Folgen. Der 44 Jahre alten Krimireihe wird zudem noch eine Sonderehrung zuteil: Der Stifter des Grimme-Preises, der Deutsche Volkshochschul-Verband, zeichnet den „Tatort“ mit dem „Zusatz“-Grimme, der „Besonderen Ehrung“, aus. Angesichts des Grimme-Jubiläums hatte der Verband in der TV-Historie nach einem besonderen Format gesucht. „Hohe Qualität“, „langer Atem“, „herausragende Fernseh-Persönlichkeiten“ und „Kultkraft“ bescheinigt der Verband dem Krimiklassiker. Sechs Grimme-Preise gingen bisher an die ARD-Reihe, die erste 1989 für einen Schimanski aus Duisburg. Von den fünf neuen „Tatort“-Teams - mit dabei: Til Schweiger - hat es dieses Jahr allerdings keines in die Nominierungen geschafft.
In der Unterhaltung hätten die privaten Sender fast die Vorherrschaft der Öffentlich-Rechtlichen durchbrochen - sie konnten acht der 17 Nominierungen verbuchen. Gleich drei Mal überzeugte Nischensender Tele 5 die Kommission, ihn zu nominieren. „Bei Tele 5 hat sich eine ganze Kultur von Außenseiterproduktionen etabliert.“ Nominiert sind die Sendung „Nichtgedanken“, in der sich Oliver Kalkofe kritisch bis süffisant mit Biografien Prominenter und Möchtegern-Stars beschäftigt, sowie „Playlist - Sound of my Life“. Bei „Playlist“ sollen drei Musikkenner einen Promi anhand einer Liste der Lieblingssongs erraten. Darüber hinaus hat Tele-5-Programmgestalter Kai Blasberg die Chance auf einen Spezialpreis.
In die Endausscheidung hat es wieder einmal Stefan Raab mit einer Einzelleistung geschafft. Im Kanzlerduell 2013, der Koproduktion der Privaten und Öffentlich-Rechtlichen, habe sich Raab als Moderator für ProSiebenSat.1 nach amerikanischem Muster unterhaltend und informativ gezeigt, lobte die Kommission.
Die Stärken der öffentlich-rechtlichen Sender sieht Grimme-Direktor Uwe Kammann in der Selbstironie. Wenn sich die Sender den Spiegel vorhielten - wie bei „Lerchenberg“ (ZDF) mit Sascha Hehn, der sich selbst spielt, oder „Frühstücksfernsehen“ mit Olli Dittrich (WDR) seien sie am stärksten.
In der Filmkategorie, der Fiktion, kam nur Sat.1 mit dem Beitrag „Der Minister“ zum Zuge, in dem Katharina Thalbach die Kanzlerin spielt. 22 Mal stehen die Öffentlich-Rechtlichen gegen Sat.1. In der Information & Kultur sind die Privaten, wie sonst meist auch, überhaupt nicht dabei. Hier überzeugen Dokumentation aus Krisengebieten wie „auslandsjournal die doku: Aleppo - die geteilte Stadt“ (ZDF/3sat/ZDFinfo) oder die Finanzwelt-Doku „Betongold“ (rbb/Arte). Monika Anthes und Eric Beres sind zudem vorgeschlagen für ihre monatelange Recherche zum „Fall Mollath“ (SWR).
Bekanntgegeben werden die Preisträger im März, überreicht werden die Auszeichnungen am 4. April im Stadttheater von Marl. Mit dabei ist Bundespräsident Joachim Gauck.