Trotz Euro-Krise: Deutsche ängstigen sich weniger
Berlin (dpa) - Trotz Euro-Krise oder Skandalen bei Lebensmitteln haben die Deutschen so wenig Angst wie seit zehn Jahren nicht. Das geht aus der repräsentativen Studie „Die Ängste der Deutschen“ hervor, die die R+V-Versicherung am Donnerstag in Berlin vorstellte.
Alle Ängste, die die Experten schon seit Jahren abfragen, gingen demnach zurück - vor allem die vor hoher Arbeitslosigkeit. Sie sank im Vergleich zum Vorjahr um 24 Prozentpunkte auf 37 Prozent. Das Angstniveau - ein Gesamtwert für alle Dauerfragen - liegt so tief wie zuletzt im Sommer 2001. Der Wert sank um 7 Punkte auf 43 Prozent. Befragt wurden 2500 Menschen ab 14 Jahre. Die Studie fand zum 21. Mal statt.
Die größte Sorge unter den 16 regelmäßig abgefragten Ängsten ist erneut, dass die Lebenshaltungskosten steigen (63 Prozent). Hier sind vor allem die Menschen in Ostdeutschland pessimistisch. Die Angst vor Naturkatastrophen lag wieder auf Rang zwei (60 Prozent). Verbreitet ist auch die Sorge, im Alter zum Pflegefall zu werden (55 Prozent).
Wirtschaftsthemen rutschten meist ins Mittelfeld: Neben der Angst vor allgemeiner Arbeitslosigkeit (37 Prozent) ist auch die Angst vor einem Konjunkturabschwung deutlich geringer (minus 19 Prozentpunkte auf 48 Prozent). Furcht vor dem Verlust des eigenen Jobs haben 36 Prozent (minus 12 Prozentpunkte).
Neue Themen kamen bei der Angst-Studie hinzu. „Die Turbulenzen der Euro-Schuldenkrise, die tödlichen Ehec-Keime auf Gemüse, der Tsunami und die Atomkatastrophe in Japan überschatten in diesem Jahr die anderen Sorgen“, sagte Rita Jakli vom R+V-Infocenter.
70 Prozent der Befragten haben große Angst davor, dass die Euro-Krise sie als Steuerzahler zusätzlich belasten könnte. Ebenso viele fürchten schadstoffbelastete Lebensmittel. Die Stabilität des Euro bereitet 60 Prozent angstvolles Kopfzerbrechen, ein möglicher atomarer Störfall 53 Prozent der Befragten. Zu diesen Themen wurden diesmal Sonderfragen gestellt.
Im Bundesvergleich leben die sorglosesten Deutschen in Nordrhein-Westfalen, Berlin und Baden-Württemberg. Die meisten Ängste haben die Bewohner von Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern.