TV-Herbst: Remakes, Serien - und Jauch pendelt aus

Berlin (dpa) - Das sommerliche Wiederholungsfestival hat bald ein Ende, der Frühherbst steht vor der Tür. Und weil das deutsche Fernsehen, ob öffentlich-rechtlich oder privat, ein Saisonbetrieb ist, sind die Innovationen fürs Publikum erst so allmählich ab September spürbar.

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Neue Serien hat sich das deutsche Fernsehen zum Ziel gesetzt, um der US-Konkurrenz zu trotzen. Ein paar Sender wie RTL II oder Sixx setzen unbeirrt auf Remakes alter Formate. Nicht zu unterschätzen ist, dass die mobile Nutzung des Netzes zunimmt und Anbieter wie Netflix an Stärke gewinnen. Hier ein Überblick über die Sender.

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ARD:

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Auf dem Sektor Show tut sich etwas: Der „Musikantenstadl“ heißt ab 12. September „Stadlshow“ und kommt mit Francine Jordi und Alexander Mazza statt Andy Borg. Im späteren Herbst schlägt Jörg Pilawa mit dem neuen Dreiteiler „Spiel für Dein Land“ zu - Die Zuschauer in Deutschland, Österreich und der Schweiz können per App mitraten.

Abschied nehmen heißt es vermutlich kurz vor Weihnachten von Günther Jauch, der sich von seinem Polittalk zurückziehen wird. Nächstes Jahr ersetzt ihn Anne Will, die bereits seine Vorgängerin war.

„Die Kanzlei“ ist ab 8. September eine neue Anwaltsserie mit Sabine Postel und Herbert Knaup, die die Tradition der Serie „Der Dicke“ mit Dieter Pfaff (1947-2013) fortführen soll. „Weissensee“ kehrt mit einer weiteren Staffel zurück. Neu auch die Vorabendserien „Huck“ mit Patrick von Blume als Privatdetektiv ab 15. September und „Matterns Revier“ mit Hansa Czypionka als kauzigem Kriminalkommissar.

Ansonsten: Viele neue Filme, unter anderem „Luis Trenker — der schmale Grat der Wahrheit“ mit Tobias Moretti oder „Unterm Radar“, ein Terrorthriller mit Christiane Paul und Heino Ferch.

ZDF:

Gerade das ZDF lässt noch auf das große Rezept nach dem Ende von „Wetten, dass..?“ warten. Zunächst füllen Helene Fischer mit ihrem Konzertabend (5. September) sowie Johannes B. Kerner mit seinem Show-Doppelschlag „Der Quiz-Champion“ am 9. und 12. September die Lücken. Sein Format „Das Spiel beginnt“ dürfte fortgesetzt werden, ein Fragezeichen steht hinter „1000 - Wer ist die Nummer 1?“ - Bei der Premiere im Frühjahr brach ein Kandidat zusammen.

Ehrgeiziges Serienprojekt vom 25. bis 27. September: „Blochin“ über einen Polizisten (Jürgen Vogel), der von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Das ZDF programmiert die Produktion an drei Abenden hintereinander. Neu die Besetzung beim Kriminalklassiker „Der Alte“, bei dem Stephanie Stumpf als erste Frau in die Ermittlerriege rückt. An deren Spitze steht aber weiter ein Mann: Jan-Gregor Kremp.

Weiteres wichtiges Datum im Zweiten: Der 2. Oktober. An dem Abend erlebt die Literatursendung „Das Literarische Quartett“, das einst Marcel Reich-Ranicki populär machte, sein Comeback. Neuer Chef im Ring ist der 45-jährige „Spiegel“-Literaturkritiker Volker Weidermann, unterstützt von Christine Westermann und Maxim Biller.

Arte:

Wichtiges neues Projekt beim deutsch-französischen Kultursender ist die zwölfteilige italienische Mafiaserie „Gomorrha“, die am 8. Oktober beginnt, vom Schicksal zweier mächtiger Familienclans in Neapel handelt und an Originalschauplätzen gedreht wurde.

Zu den vielen Dokumentationen gehören unter anderem die Beiträge „Steinaltes Daumenkino“ über jahrtausendalte Kunst (9. Oktober), „Die Grauen der Shoah“ (6. Oktober), dokumentiert von sowjetischen Kameramännern, und „Warren Beatty - Mister Hollywood“ (4. Oktober).

RTL:

Zentrales Ereignis beim Kölner Privatsender: Die Serie „Deutschland 83“, ein deutsch-deutsches Agentendrama in der Zeit des Kalten Krieges angesiedelt, acht Teile im Herbst unter anderem mit Jonas Nay, Ulrich Noethen, Ludwig Trepte und Maria Schrader. Ungewöhnlich: Im US-Fernsehen lief die Produktion bereits.

Altes, neues Gesicht bei RTL: Christian Rach. Der 58-jährige TV-Koch kehrt nach einem glücklosen Gastspiel beim ZDF zu seinem Stammsender zurück. In der Reihe „Rach Undercover“ (ab 14. September) besucht er Restaurants, die im Netz schlechte Kritiken bekommen haben.

Im Herbst geht dann auch der Film „Starfighter - Sie wollten den Himmel erobern“ auf Sendung. Der 120-Minüter erzählt die laut RTL dramatische Geschichte einer Pilotenwitwe (Picco von Groote). Das Drama war wegen des Germanwings-Absturzes im Frühjahr verschoben worden.

Sat.1:

Auch nach dem Ende prominenter Aushängeschilder wie „Der letzte Bulle“ und „Danni Lowinski“ sind Serienstoffe in der Pipeline. Neben der täglichen Vorabendsoap mit dem Titel „Mila“ mit Susan Sideropoulos in der Hauptrolle schickt Sat.1 die sechsteilige Serie „Frauenherzen“ (15.9.), unter anderem mit Muriel Baumeister und Nadeshda Brennicke, auf die Reise.

Ins Berlin der 20er Jahre führt die Krimiserie „Berlin Eins“ mit Friedrich Mücke und Tobias Moretti - auch im Herbst zu sehen. In Serie geht auch im Frühjahr 2016 der Film „Einstein“ (aus dem März 2015) mit Tom Beck als verrückter Wissenschaftler mit krimineller Vorgeschichte.

Für den 8. September ist die Filmsatire „Die Udo Honig Story“ angesetzt, die an den Fall des ehemaligen Bayern-München-Managers Uli Hoeneß angelehnt ist. Uwe Ochsenknecht spielt in der Hauptrolle.

ProSieben:

Schwerster Einschnitt für den Münchner Privatsender: Der Weggang von Stefan Raab, der sich Ende des Jahres zurückzieht. Stattdessen wird das Entertainer-Duo Joko Winterscheidt (36) und Klaas Heufer-Umlauf (31) mit mehr Aufträgen versorgt. Neue Gesichter wie zum Beispiel Model Lena Gercke sollen Entertainer Raab vergessen lassen.

Neu im Programm ist „The Island“: ProSieben schickt 14 Menschen auf eine kleine Insel in der Nähe von Panama. Die Kandidaten filmen sich gegenseitig. Der Sender zeigt das Abenteuer-Event im Herbst acht Tage täglich um 22.15 Uhr.

Trotz einiger Rückschläge hält ProSieben an US-Serienimporten fest: In „The Strain“ suchen Vampire ihre Opfer, in „The Royals“ tritt Liz Hurley als Queen Helena auf, die US-Sitcom „Undateable“ ist Lachware, und in „Zoo“ kommt es zum Aufstand der Tiere.

Vox:

Auch der Kölner Privatsender mischt auf Serienebene mit. Im späteren Herbst startet der „Club der roten Bänder“, die erste eigenproduzierte Vox-Serie mit fast ausschließlich jungen Darstellern. Im Jahr 2016 feiert TV-Koch Tim Mälzer seine Rückkehr zu dem Kanal, der ihn richtig populär machte.

Sixx:

Mutiges Unterfangen: Obwohl der Zuschauer wohl nicht mehr besonders auf serielle Reality steht (Beispiel: „Newtopia“ wurde von Sat.1 abgesetzt), wagt sich der kleine Schwestersender an eine Neuauflage von „Big Brother“. Vorgesehener Start ist am 22. September.

RTL II:

Der Münchner Privatsender verspricht sich viel von der am Dienstag angelaufenen Neuauflage des Castingklassikers „Popstars“. Ob die Reihe eine dermaßen große Aufmerksamkeit genießen wird, wie einst die erste Staffel im Jahr 2000, aus der die Girlsband No Angels hervorging, bleibt fraglich.

Sky:

Eine Reihe von Serien-Erstausstrahlungen auf Sky Atlantic, unter anderem „Aquarius“, „Ballers“, „The Brink“, „Romanzo Criminale“, „The Last Panthers“, „The Missing“. Partnersender TNT Serie bringt die eigenproduzierte deutsche Psychothriller-Serie „Weinberg“ mit Friedrich Mücke ab 6. Oktober. AXN sendet „Kingdom“ ab 9. Oktober, Fox die 6. Staffel des Horrors „The Walking Dead“ ab 12. Oktober. Auf Sky Cinema haben „Honig im Kopf“ und „Fifty Shades of Grey“ Premiere.

Netflix:

Der Netz-Anbieter startet am 28. August mit der in Kolumbien eigenproduzierten Drogenserie „Narcos“. Später im Herbst folgt „Marvel's A.K.A. Jessica Jones“. Zu den wichtigen Filmen (ab 16. Oktober) gehört das Kriegsdrama „Beasts of No Nation“ nach dem Roman von Uzodinma Iweala über das Schicksal von Kindersoldaten.

Amazon:

Eine der neuen Serien ist „Hand of God“ mit Ron Perlman und Dana Delany, in der es um einen Richter geht, der nach einem Nervenzusammenbruch nach dem Vergewaltiger sucht, der seine Familie vor langer Zeit auseinandergerissen hat.