Verleger Ludwig Munzinger gestorben

Ravensburg (dpa) - Ludwig Munzinger ist tot. Der Publizist, Verleger und langjähriger Herausgeber des Munzinger-Archivs starb mit 91 Jahren in Ravensburg. Sein Vater hatte das bei Journalisten legendäre Nachschlagewerk bereits vor dem Ersten Weltkrieg gegründet.

„Das steht so im Munzinger“ - dieser Satz ist sowas wie ein in Stein gemeißeltes Qualitätssiegel für solide Lebensdaten und Informationen von Persönlichkeiten.

„Unvergessen bleiben seine fundierte Kenntnis des politischen Zeitgeschehens, seine konzentrierte und schnelle Arbeitsweise, sein hervorragendes Gedächtnis, aber besonders auch seine Freundlichkeit, seine Zuwendung und sein Interesse am einzelnen Menschen“, heißt es in einer Traueranzeige des Verlags.

„Verlässliche Quelle“ sein, das will das Unternehmen aus Ravensburg seit Jahrzehnten. Stolz stellte Ludwig Munzinger noch zu seinem 90. Geburtstag 2011 fest: „An unserer Reputation hat sich unserer Beobachtung nach nichts geändert.“ Da spielt es eben keine Rolle, ob die Informationen wie früher als Loseblattsammlung per Post verschickt wurden oder wie heute von überallher im Internet abgerufen werden können.

Alle Staats- und Regierungschefs sind drin im „Munzinger“, alle Nobelpreisträger, alle deutschen Bundesminister, Ministerpräsidenten und Landesminister - aber auch die Vorstandsvorsitzenden großer Wirtschaftsunternehmen. Mehr Wirtschaft, weniger Militär - so lässt sich die Entwicklung im Lauf der Jahre grob zusammenfassen. Ludwig Munzinger selbst wird dort als „Publizist, Autor, Essayist und Verleger“ geführt.

1957 übernahm er die Geschäftsführung und Chefredaktion des Munzinger-Archivs. Sein Vater - mit gleichem Vornamen - hatte es noch vor dem Ersten Weltkrieg aus der Taufe gehoben. Am 17. März 1913 brachte er die erste Lieferung des „Archivs für publizistische Arbeit“ zur Post. Als Journalist wusste er, wie groß der Bedarf an aktuellen und verlässlichen Hintergrundinformationen in den Redaktionen ist. Nach den ersten Probenummern als Loseblattwerk „regnete es Bezieher“, erinnerte er sich später.

Der Archiv-Gründer brachte das Unternehmen, das heute mehr als 30 Mitarbeiter und Dutzende freie Autoren zählt, durch beide Weltkriege. 1946 kehrte die Familie aus Dresden zurück und baute es in der Scheune eines befreundeten Bauern in Ravensburg wieder auf. Es ging bergauf, aber die Zeitungskonzentration hinterlässt ihre Spuren. Neue Kunden wie Parlamente, Institutionen oder Bibliotheken füllten die Lücke.

„Immer korrekt“ habe sein Vater das Haus bis ins Jahr 2000 geführt, berichtete der heutige Geschäftsführer Ernst Munzinger. Stets sei es dem Juristen (Dissertation: „Beiträge zum rechtlichen Schutz der Nachricht“) und vierfachen Vater darum gegangen, objektiv zu bleiben. Der Name Munzinger sollte für Qualität stehen: „Die von uns verfassten und bereitgestellten Informationen tragen unseren Namen. Unsere Kunden wissen, dass sie sich seit bald 100 Jahren auf uns verlassen können“, sagte Ludwig Munzinger 2011.

Er war am Ruder, als die Munzinger-Infos 1980 erstmals nicht nur auf Papier erhältlich waren, sondern auch auf Bildschirmtext. Der Start von Munzinger-Online fiel auch in die Zeit des passionierten Briefmarkensammlers. Tennis spielen und Paddelboot fahren zählten zu seinen Hobbys. Auch im hohen Alter verzichtete er nicht auf seinen täglichen Spaziergang, Besuche von Freunden und ab und an einen Gang ins Theater.