Kein Aprilscherz: Ingrid Steeger wird 65
München (dpa) - Dass sie am 1. April Geburtstag hat, hielten viele lange für einen PR-Gag. Ausgerechnet die Ulknudel der Nation soll am 1. April geboren sein? Das konnte doch nur ein Aprilscherz sein.
Ist es aber nicht. An diesem Sonntag wird Ingrid Steeger 65 Jahre alt.
Feiern will sie nicht - sondern sich ganz auf ihr neues Theaterstück konzentrieren. „Ich feier jedes Jahr Geburtstag - ist ja nichts Neues“, sagt sie der Nachrichtenagentur dpa.
Spätestens seit „Klimbim“ gehörte sie vor allem in den 1970er Jahren zu den bekanntesten Fernsehgesichtern Deutschlands, heute ist sie im Theater zu Hause. Gerade probt sie in der Nähe von Bremen für die Rolle in einer schwarzen Komödie mit englischem Humor. Steeger, die selbst mit ihrem turbulenten Liebesleben immer wieder Schlagzeilen gemacht hat, spielt eine verlassene und betrogene Ehefrau und sagt: „90 Prozent aller Frauen sind bestimmt schon mal betrogen worden.“
Steegers Karriere begann einst im berühmt-berüchtigten „Schulmädchenreport“. Für ihre frivole Rolle in „Klimbim“ wurde sie mit dem Grimme Preis ausgezeichnet, und sie arbeitete mit Größen wie Curd Jürgens, Harald Juhnke und Horst Tappert zusammen. Die ARD-Serie „Klimbim“, die als erste deutsche Comedy-Show gilt, schlug damals beim Publikum ein. Von 1973 bis 1979 liefen jedes Jahr sechs Folgen zur Hauptsendezeit.
Angebote für Fernsehrollen hat „das Ausziehfräulein der Nation“ heute nicht mehr. „Vermissen tu ich es nicht“, sagt Steeger. „Wenn's kommt, freue ich mich. Es wird schon kommen.“ Ins Fernsehen sei sie damals ohnehin mehr oder weniger hineingestolpert. Eigentlich wollte sie Werbegrafikerin werden. „Klimbim“ habe ihr viele Türen geöffnet, ohne dass sie das geplant hätte. „Ich hatte eine große Auswahl an verschiedenen Sachen und ich wüsste nicht, wie ich meinen Weg sonst anders hätte machen sollen“, erinnert sie sich. „Ich hab' da keinen Wegweiser gehabt. Vielleicht hätte ich jemanden gebraucht.“
Auch privat geriet ihr Leben irgendwann aus der Bahn. Vor zwei Jahren machte sie Schlagzeilen, weil sie nach dem Umzug von Hamburg nach München von Hartz IV leben musste. „Es ging nicht anders. Es kam viel zu viel auf einmal zusammen - was sich Jahre vorher angebahnt hat“, sagt sie heute. „Das konnte ich gar nicht mehr bewältigen. Da blieb mir kein anderer Weg.“ Sie habe sich aber nach einer kurzen Zeit wieder aufgerappelt - „indem ich wieder aufgestanden bin und wieder gearbeitet habe“. „Das ging ganz schnell. Ich bin eben ein Glückskind.“
Auf der Theaterbühne habe sie beruflich ein neues Zuhause gefunden. „Ich habe angefangen, mich richtig wohlzufühlen und mir das auszusuchen, was mir wirklich gefällt“, sagt sie. Sie grübele heute nicht mehr über verpasste Chancen nach. „Hätte, hätte, das gibt es nicht mehr. Das ist vorbei.“