Weltfußballverband FIFA erhält Negativpreis
Hamburg (dpa) - Der Weltfußballverband FIFA hat als „Informationsblockierer des Jahres“ den Negativpreis „Verschlossene Auster“ erhalten.
Die Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche vergab den Preis am 1. Juni in Hamburg. Die Jury des Netzwerks Recherche begründete ihre Entscheidung damit, dass die FIFA (Fédération Internationale de Football Association) undemokratisch organisiert sei und von Präsident Sepp Blatter wie von einem Diktator geleitet werde.
Laudator Roland Rino Büchel, Schweizerischer Nationalrat und ehemaliger FIFA-Marketingmanager sagte, die FIFA sei mittlerweile ein milliardenschweres Wirtschaftsunternehmen. Seit der Gründung vor 108 Jahres sei sie jedoch als einfacher Verein registriert und habe es geschafft, das niemals ändern zu müssen.
Die FIFA schickte keinen Vertreter, um den Preis entgegenzunehmen. Allerdings reagierte FIFA-Mediendirektor Walter De Gregorio in einer E-Mail auf die Auszeichnung: „Der Präsident selber verträgt keine Meeresfrüchte, zudem ist seine Agenda propenvoll (...) Grundsätzlich glaube ich, dass Sie zu spät sind mit der Auszeichnung. Die Auster hat sich inzwischen geöffnet.“ Er verwies auf den jüngsten FIFA-Kongress in Budapest, wo die FIFA einige Reformschritte verabschiedet hatte. „Da werden Sie ein paar Ansätze finden, um Ihre Meinung zu ändern.“
Die Jury der „Verschlossenen Auster“ prangerte die FIFA insgesamt als raffgierig an, obwohl sie offiziell als nicht-gewinnorientierte Organisation gelte. Auf einer anschließenden Podiumsdiskussion sagte FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß: „Ich glaube, dass mehr oder weniger alles von Blatter gesteuert wird.“ In den inneren Kreis der FIFA komme niemand, der Sepp Blatter nicht diene.
Neben der FIFA haben unter anderem die Sächsische Landesregierung und der Bertelsmann-Konzern zu den Kandidaten für die „Verschlossene Auster“ gezählt. Im vergangenen Jahr war der Preis an die vier großen Atomkonzerne in Deutschland - RWE, EnBW, Vattenfall und E.ON - gegangen.