"Uli Hoeneß - Der Patriarch" Wurst ist Uli Hoeneß niemandem

Das ZDF zeigt heute das Doku-Drama "Uli Hoeneß - Der Patriarch". Ein Ritt durch ein buntes Leben mit Qualitätssprüngen in 89 Minuten.

Das ZDF zeigt heute das Doku-Drama "Uli Hoeneß - Der Patriarch". Ein Ritt durch ein buntes Leben mit Qualitätssprüngen in 89 Minuten.

Foto: LUKAS BARTH

Düsseldorf. „Uli Hoeneß ist ein Patriarch. Er hilft dir, du darfst aber nicht widersprechen“, sagt Manfred Breuckmann. Vielleicht ist der WDR-Reporter damit dessen Wesen ganz nah gekommen. So nah, dass Breuckmann den Filmtitel vorgegeben hat. „Uli Hoeneß — der Patriarch“ ist die erste Verfilmung des Stoffes um den vermeintlich großen Manager und Präsidenten des FC Bayern, der von ganz oben nach ganz unten gefallen ist. Regisseur Christian Twente, der zuvor für die ZDF Dokumentarserie „Die Deutschen“ verantwortlich zeichnete, hat aus diesem Dramastoff eine Art Prozess-Kammerspiel gemacht. Mit anhand der Gerichtsakten nachgespielten Szenen aus dem Landgericht München 2, Saal 134. Wo Schauspieler Udo Thieme darauf verzichtet, Uli Hoeneß zu sehr zu imitieren, aber es doch schafft, den zaudernden Angeklagten zu geben, der sich schwerlich in seine Rolle fügen will. „Er hilft Kranken und Schwachen, aber er entscheidet selbst, wann er dem Staat oder anderen Menschen Geld gibt“, deutet Breuckmann diesen inneren Widerspruch in Steuersünder Hoeneß, dem Richter Rupert Heindl gleich vorgibt: „Lassen Sie mich eines klarstellen: Diese Kammer macht keine Deals“, sagt Heindl (Uwe Preuss), ein harter Knochen ohne jeden Hoeneß-Faktor in sich und „sachfremden Erwägungen nicht zugeneigt“, wie Gerichtsreporterin Annette Ramelsberger (Süddeutsche Zeitung) erzählt.

Ein Parforceritt durch Hoeneß' Leben ist der zum Teil verzichtbare Part des Films, der nicht widersteht, das bunte Leben des Protagonisten auch bunt abzubilden. Tatsächlich ist manche der vielen Fußball-Aufnahmen verzichtbar, weil sie für die Charakterzeichnung oft unerheblich sind. Wie auch manches Zeugengespräch, die erst an Stärke gewinnen, wenn die Gesprächigen unmittelbar mit ihm zu tun hatten. „Ihn prägt ein starkes Freund-Feind-Schema“, sagt Christian Ude, ehemals SPD-Oberbürgermeister Münchens, ein ausgemachter Feind des CSU-Anhängers Hoeneß. Und: „Er ist wohl nicht ohne die vier Buchstaben Gier zu erklären.“ Wie auch der einstige Bremer Manager Willi Lemke auftritt. Vom FC Bayern gibt allein der stellvertretende Aufsichstratsvorsitzende und Adidas-Chef Herbert Hainer einen Ton ab.

Die Abbildung des jungen Hoeneß (Sven Gielnik) in der elterlichen Metzgerei vermittelt noch Gewicht, weil Charakterzüge erkennbar werden, wenn etwa der Vater seinem früh investitionsfreudigen Buben sagt: „ Die Metzgerei Hoeneß macht keine Schulden. Später, dann kannst Du mal machen, was Du willst.“ Hingegen gerät der Manager Hoeneß in jüngeren Jahren (Robert Stadlober) zur Farce. Weil Transfers wie jener von Olaf Thon nur holzschnittartig runtergespielt werden und das Bemühen des Casts, Doppelgänger für Jupp Heynckes und andere zu finden, nur albern wirkt. Viel stärker und eindringlicher sind in dieser großen Gemengelage eines Lebens und dieses Films die Szenen vor Gericht. Mitsamt der dramatischen Zuspitzung, als Hoeneß seinen Pager während Live-Übertragungen von Fußballspielen auf der Bank bediente (wie Lemke zu berichten weiß). Und längst Bulle und Bär als Kurssymbole und Mosaik in den heimischen Swimming-Pool eingelassen hat (was Waldemar Hartmann preisgibt). So spitzen sich die Dinge zu um diese facettenreiche Figur, deren Streitbarkeit zum Lebensalltag vieler Menschen gehört(e). Oder wie Brecukmann sagt: „Ich glaube, ganz tief steckt in vielen Deutschen doch noch die Sehnsucht nach einem guten Diktator und Uli Hoeneß, der käme dem schon entgegen.“

Der Film läuft am Donnerstag um 20.15 Uhr auf ZDF.