ZDF setzt mit Markus Lanz auf Umbau light

Berlin (dpa) - TV-Revolutionen sehen anders aus: Das ZDF hat sich für den Show-Dauerbrenner „Wetten, dass..?“ eine moderate Modernisierung vorgenommen - keinen Radikalumbau.

Dafür sprechen zwei Tatsachen: Die Verpflichtung des umgänglichen ZDF-Talkers und Schwiegersohn-Typs Markus Lanz sowie die Entscheidung, alle Fäden selbst in der Hand zu halten. Denn der öffentlich-rechtliche Sender will die größte Unterhaltungsshow Europas weiter in Eigenregie produzieren. Frischer Wind und neue Ideen sind dabei zwar willkommen, so soll Lanz' Produktionsfirma Mhoch2 beratend bei „Wetten, dass..?“ tätig sein, die Entscheidungen trifft aber immer noch das ZDF.

Markus Lanz passt in diesen Umbau light sehr gut rein: Er ist mit 42 Jahren deutlich jünger als der im Dezember verabschiedete Thomas Gottschalk (61), aber beileibe kein junger Wilder. Als ZDF-Talker hat er von Dienstag bis Donnerstag seinen festen Platz im ZDF-Programm erobert und dürfte das ältere ZDF-Stammpublikum - der Zuschauerschnitt liegt bei über 60 Jahren - auch auf der großen Showbühne kaum verschrecken; gleichzeitig könnte er aber auch ein paar jüngere Zuschauer zu der Samstagabendshow locken, die von Gottschalks manchmal etwas altväterlicher Art genervt waren.

Seinen Gesprächspartnern begegnet er jovial, umgänglich, mit leisem Humor - Kritiker würden wohl aalglatt sagen. Selten liest man etwas über seine Talkshow. Er segelt ein wenig jenseits der Beobachtung durch Mediendienste und Feuilletons.

Nur kürzlich, Ende Februar, fiel er manchem negativ auf: Da durfte Vizekanzler und FDP-Chef Philipp Rösler ungebremst darlegen, wie seine Partei gegen Union und Kanzlerinnenmacht den Bundespräsidentenkandidaten Joachim Gauck durchgesetzt habe - Lanz schwieg nicht nur dazu, sondern sekundierte und genoss süffisant den David-Goliath-Vergleich. Es hagelte vernichtende Kritiken in den großen Feuilletons. Doch das war es dann auch schon, ein Sturm im Wasserglas, kleben blieb davon nichts.

Lanz stellt mit diesen Eigenschaften keinen allzu großen Unterschied zu den ebenfalls gehandelten „Wetten, dass..?“-Kandidaten Jörg Pilawa, Johannes B. Kerner oder sogar Hape Kerkeling dar, der zwar als Komiker eine andere Facette in die Show gebracht hätte, aber dann doch schon sehr zum TV-Establishment gehört.

Nein, eine Revolution, einen Aufschrei und auch ein Risiko wäre das ZDF mit dem Moderatorenduo Joko und Klaas eingegangen. Joko Winterscheidt (28) und Klaas Heufer-Umlauf (33) begeistern mit Frische, Natürlichkeit, Rotzigkeit und dürfen sich beim kleinen Digitalableger ZDFneo austoben. Für das Stammpublikum sind die Jungspunde aber anscheinend zu frisch, zu natürlich, zu rotzig.

Auch die Marschroute des designierten ZDF-Intendanten Thomas Bellut klingt eher nach Aufpolieren statt Neuausrichten: „Wir werden das Konzept von "Wetten, dass..?" weiterentwickeln und modernisieren, es aber im Kern erhalten: Es bleiben spannende Wetten und interessante Gäste.“

So wird eben Lanz der neue Gottschalk, auch wenn er seine Eignung für die große Showbühne erst noch beweisen muss - was er selbst offensichtlich genauso sieht. Noch im November 2011 hatte Lanz im Branchenblatt „Medium Magazin“ konstatiert: „Natürlich kitzelt es die Eitelkeit, wenn man bei solch einem bedeutenden Format im Gespräch ist. Aber (...) ich habe in den letzten Jahren einen Weg eingeschlagen, der von der großen Showbühne eher wegführt. Ich bin eher im Talk- und Reportagebereich unterwegs. Das macht mir großen Spaß, und wenn sich sporadisch mal die Gelegenheit ergibt, etwas im Unterhaltungsbereich auszuprobieren, dann bin ich dafür offen.“

Aus dem „sporadisch“ ist jetzt die feste Verpflichtung „Wetten, dass..?“ geworden, mit der großen Bürde, einen Gottschalk zu beerben, der das Format immerhin über 24 Jahre lang entscheidend geprägt hat. Acht Sendungen soll Lanz pro Jahr moderieren: sechs normale Ausgaben, eine Kinder-Show und eine Sonderausgabe - die aber scheint wie auf Lanz zugeschnitten. Statt unter der Sonne Mallorcas eine Fiesta zu feiern, wie der Wahl-Kalifornier Gottschalk, bekommt der Grönlandexperte und Südpolexpeditionsteilnehmer Lanz eine Winterausgabe aus den Bergen. Mit Kälte und Schnee kennt sich der gebürtige Südtiroler aus.