Gladiatoren an der Uni
Raus aus der Studentenbude, rein in die Arena: Für einen Monat werden 20 Studenten der Universität Regensburg wie die antiken Kämpfer leben – für die Wissenschaft.
Regensburg. Antike Gladiatorenkämpfe faszinieren die Menschen seit Alters her. An der Regensburger Universität soll im August ein Spektakel im Dienste der Wissenschaft starten. Einen Monat lang werden 20 Studenten aus verschiedenen Fakultäten wie Pompejis Gladiatoren in der Zeit um das Jahr 79 nach Christus hausen, essen und trainieren - 24 Stunden am Tag. In den nächsten Monaten werden die Teilnehmer auf das Projekt vorbereitet.
"Von den Gladiatoren wissen wir fast nichts", betont der Historiker und Projektleiter Josef Löffl. Mit dem Image der halsbrecherischen Wagenrennen aus "Ben Hur" kann er sich nicht anfreunden. "Damit sind viel Mythos und Klischees verbunden." Löffl und seine Forscher-Kollegen wagen das Experiment, ob man aus einem Menschen des 21. Jahrhunderts einen authentischen Gladiator nach römischem Vorbild machen kann.
Das Projekt verspricht den Gladiator-Azubis nicht nur Vergnügen. Pizza, Hamburger und Steaks sind für die angehenden Kämpfer tabu. Wie vom antiken Arzt Galen empfohlen, werden sie überwiegend Beeren und weiße Bohnen auf ihren Tellern finden. Dennoch haben rund 40 Bewerber Abenteuerluft gewittert. Bei einem Casting wurden geeignete Kandidaten ausgewählt.
Für diejenigen, die sich durchsetzen konnten, stehen harte Zeiten an, denn unter dem fast fünf Kilogramm schweren Bronzehelm kann die Luft schon mal knapp werden. Im Hochsommer werden sie von der Außenwelt abgeschirmt im Trainingscamp, womöglich bei 30 Grad, in dick wattierten Polsterhosen und Schuhen schmoren müssen. Der Besuch der Freundin ist natürlich nicht gestattet. Und es wird weit und breit weder Dusche oder Shampoo noch Waschmaschine geben. Archäologiestudent Martin Schreiner nimmt diese Aussichten gelassen: "Für mich ist das eine willkommene Abwechslung zum Hocken vor dem Rechner", sagt er.
"Wir haben noch keine Ahnung, wie wir aus Stubenhockern Gladiatoren machen", meint die Sportwissenschaftlerin Stefanie Pietsch. Trainiert wird nun zunächst an vier Tagen pro Woche. Im Sommer geht es dann ins Übungscamp. Danach sollen die frisch ausgebildeten Kämpfer ihre Fertigkeiten bei Vorführungen im niederösterreichischen Archäologiepark Carnuntum demonstrieren.
Die Studenten müssen beispielsweise lernen, richtig zu fallen und sich in der Rüstung ohne Verletzungen zu bewegen. Wer hingegen nur mit Netz und Dolch kämpft, muss vor allem schnell und wendig sein. "Von denen, die jetzt dabei sind, nehmen wir an, sie werden das Experiment gut durchhalten", sagt Löffl.
Die Forscher setzen bei der Finanzierung des Gladiatoren-Projekts auf Sponsoren. "Den Steuerzahler kostet das keinen Cent", betont Löffl. So sind die rund 200 000 Euro teuren Rüstungen vom Unternehmer Hans Schaller aus Pfaffenhofen spendiert worden. Der Gönner ist ein Fan historischer Schauspiele.