Glasaugenmacher bis Jäger: Ausgefallene Ausbildungsberufe

Berlin (dpa/tmn) - Verkäufer, Friseur oder Automechaniker - solche Berufe kennt jeder. Kein Wunder, dass viele daran bei der Lehrstellenwahl zuerst denken. Es gibt aber noch ganz andere, wie ein Blick in die Listen vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und der Bundesarbeitsagentur (BA) zeigt.

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Sich solche Nischenberufe einmal anzuschauen, kann sich doppelt lohnen. Zum einen stoßen Jugendliche vielleicht auf etwas, das sie noch gar nicht auf dem Zettel hatten. Und wer darunter etwas Passendes findet, hebt sich bei der Suche nach einer Lehrstelle von der Masse ab. Sechs Ideen im Überblick:

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Eismacher: Fachkraft für Speiseeis, das klingt nach einem süßen Leben. Ein perfektes Erdbeer- oder Pistazieneis hinzubekommen, ist aber kein Zuckerschlecken. Auch Ideen für neue Trendsorten sind in dem Beruf gefordert. Wie wäre es zum Beispiel mit Erdbeere mit Balsamico? Diese Sorte hat der Herstellerverband Uniteis zum Eis des Jahres 2015 gekürt. In der Lehre lernen Jugendliche etwa, wie viel Milch, Sahne und Zucker in ein Schokoeis gehört. Oder wie sich ein Spaghetti-Eis kunstvoll gestalten lässt. Daneben geht es um kaufmännisches Wissen. Gefragt sind Kreativität und ein Händchen im Umgang mit Kunden. Wichtig ist auch Sorgfalt mit Blick auf Hygiene und das Lebensmittelrecht.

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Die duale Ausbildung dauert drei Jahre, die Vergütung reicht laut BA von 271 bis 481 Euro im Monat. Arbeit gibt es nicht nur in Eisdielen, sondern zum Beispiel auch bei Caterern. Neben Eis und Eistorten bieten die Fachkräfte Kunden auch Cappuccino und Co an.

Glasaugenmacher: Bei Glasaugen denkt man als Erstes an Prothesen für Menschen, die ein Auge verloren haben. Man vergisst dabei schnell den Teddy, dem man als Kind oft in die kleinen Augen geschaut hat. Mit beidem befassen sich Glasbläser in der Fachrichtung Kunstaugen. Azubis lernen in Spezialwerkstätten, einen Augapfel aus Glas so zu gestalten, dass er echt aussieht. Die kleinen Kunststücke werden später zu Prothesen weiterverarbeitet.

Aber auch wenn es um Puppen geht, ist Millimeterarbeit gefordert. Nötig sind also handwerkliches Geschick und Präzision. Außerdem ist Mathe im Spiel, wenn es um das Berechnen von Körpern geht. Die Lehre dauert drei Jahre, im Handwerk werden der BA zufolge 220 bis 742 Euro gezahlt, in der Industrie liegen die Werte oft etwas höher.

Maskenbildner: Schminken, pudern, frisieren - Maskenbildner geben hinter den Kulissen alles, damit die Stars auf der Bühne und vor der Kamera perfekt aussehen. Aber auch um sie bei Bedarf hässlich zu machen: Der Hexe aus Hänsel und Gretel verschaffen sie mit Hilfe von Gummimilch schrumpelige Falten, gibt die BA ein Beispiel. Im Horrorfilm hantieren sie dagegen mit viel Kunstblut und müssen furchterregende Fratzen schminken. Auch mit Perücken befassen sich Maskenbildner viel, eine vorherige Friseurlehre ist daher nützlich.

Für den Beruf ist laut der Bundesvereinigung Maskenbild Fantasie wichtig. Angehende Maskenbildner müssen sich mit historischen Frisuren, aber auch mit aktuellen Modetrends auskennen. Da es auf der Bühne und beim Film immer stressig zugeht, ist eine große Portion Einfühlungsvermögen im Umgang mit den Schauspielern nötig. Der Beruf zieht vor allem Frauen an: Ende 2013 waren 90 Prozent der Azubis weiblich. Drei Jahre dauert die Ausbildung. Als Richtwerte für die Vergütung gibt die BA 531 bis 707 Euro an. Theater stellen Lehrlinge dem Deutschen Bühnenverein zufolge oft erst nach einem Jahrespraktikum ein.

Spielzeughersteller: Wer sich früher gern stundenlang mit der Modelleisenbahn beschäftigt hat, ist in diesem Beruf richtig. Spielzeughersteller müssen laut BA mit Liebe zum Detail ans Werk gehen. Und sie müssen pingelig genau sein, wenn es um die Qualitätskontrolle geht. Denn bei der Superman-Figur oder der Barbie-Puppe dürfen sich keine Teile lösen, die Kleinkinder verschlucken können.

Die Fachkräfte arbeiten mit Textilien, Holz oder Kunststoff. Zuerst stanzen und schneiden sie die Materialien zu. Dann montieren sie die Einzelteile von Hand. Dazu gehört auch, etwa die Frisur einer Puppe in Form zu bringen oder diese zu bemalen. Neben handwerklichem Geschick ist technisches Verständnis gefragt, wenn die Puppe zum Beispiel sprechen können soll. Die Ausbildung dauert drei Jahre und wird mit 420 bis 907 Euro im Monat vergütet.

Orgelbauer:Eine Kirche gibt es in jedem Dorf - und viele haben eine Orgel. Im Prinzip also jede Menge Arbeit für Orgelbauer. Sie fertigen neue und restaurieren alte Orgeln und Harmonien, die kleineren Geschwister in der Familie der Kircheninstrumente. Ihre Arbeit braucht Zeit: Allein eine große Kirchenorgel zu planen, kann Jahre dauern, erläutert die BA. Aber auch das Restaurieren kostet mitunter Monate.

Azubis lernen beim Bauen von Orgelpfeifen unter anderem, wie unterschiedliche Holzarten den Klang beeinflussen. Sie brauchen ein feines Gehör, wenn es um das Stimmen des Instruments geht. Und sie müssen sich darauf einstellen, später oft unterwegs zu sein, da sich viele Arbeiten nur vor Ort etwa in der Kirche ausführen lassen. Die Lehre dauert 3,5 Jahre, Azubis erhalten zwischen 400 und 956 Euro.

Jäger: Ein guter Schütze zu sein, reicht in dem Beruf nicht. Denn Revierjäger machen viel mehr als jagen. Auf dem Hochsitz heißt es für sie oft: nur gucken, nicht anlegen. Ihr Ziel ist schließlich nicht das Trophäensammeln, sondern eine artenreiche und gesunde Tierwelt im Revier zu erhalten. Dafür behalten sie den Wildbestand im Auge, hängen aber auch Nistkästen für Vögel auf und pflanzen Hecken oder Büsche. Und sie sorgen dafür, dass das Wild genug Futter findet und keine jungen Bäume anknabbert.

Geht es dann ums Jagen, brauchen sie Geduld: Beim Erlegen von Wild müssen sie oft mehrere Stunden fast bewegungslos auf der Lauer liegen. In der Ausbildung reichen die Inhalte von Wildlockrufen bis zum Waffenrecht. Der Jagdschein ist Voraussetzung. Der Beruf ist eine Männerdomäne: Ende 2013 waren nur knapp fünf Prozent der Azubis Frauen. Die Lehre dauert drei Jahre, die Vergütung reicht der BA zufolge von 530 bis 730 Euro.