Glasfaserausbau: Nicht nur eine Kostenfrage

So sieht es NRW-Wirtschafts- minister Pinkwart. Auch Wettbewerb spiele eine Rolle.

Foto: dpa

Düsseldorf. Der Glasfaserausbau auf der sogenannten letzten Meile scheitert aus Sicht von NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) häufig auch am Wettbewerbsdenken der Unternehmen. „Es scheint mir, dass manches weniger von der Kostenseite her, sondern unter wettbewerbspolitischen Überlegungen behandelt wird“, sagte Pinkwart in einem Interview. „Denn wenn Sie beim Ausbau eine gewisse Mindestabdeckung erreicht haben, dann greifen Regulierungen und dann müssen Sie auch Wettbewerber auf das Netz lassen.“

Andreas Pinkwart, NRW- Wirtschaftsminister

Aus Unternehmenssicht müsse man dafür Verständnis haben, „aber das erschwert es natürlich auch, die Infrastruktur zu entwickeln“. Demnach seien nach ersten Erkenntnissen der Landesregierung rund zehn Prozent aller Haushalte in NRW an das Glasfasernetz angeschlossen. Bei den Schulen seien es zwölf Prozent und bei Gewerbegebieten acht Prozent.

Während der Glasfaserausbau bis zu den Verteilerkästen auf der Straße einigermaßen vorankommt, läuft er auf dem letzten Teilstück bis in die Haushalte hinein schleppend. Immer wieder verweisen Wirtschaft und Politik auf den hohen und teuren Aufwand, den dieser Ausbau auf der letzten Meile vor allem in ländlichen Regionen bedeute.

Derzeit laufen die Daten häufig über Kupferkabel vom Verteilerkasten in die Gebäude. Diese Kabel gehören meist der Telekom, die ihren Wettbewerbern gegen ein Entgelt Zugang dazu gewähren muss. Über sie erreicht man mit einem DSL-Anschluss in der Regel Spitzenwerte zwischen 50 und 100 Megabit pro Sekunde — weit ab dessen, was Bund und Länder langfristig erreichen wollen.

Bis 2025 will die Landesregierung alle Haushalte mit Gigabit-Verbindungen, also 1000 Mbit pro Sekunde versorgen. „Wir wollen mit staatlichen Mitteln nur noch Glasfaser fördern“, sagte Pinkwart deshalb. Gewerbegebiete und Schulen sollen sogar schon bis zum Ende der laufenden Legislaturperiode mit entsprechenden Verbindungen ausgestattet sein.

„Wo immer es möglich ist, sollte der Glasfaserausbau vorangetrieben und genutzt werden“, sagte der Minister. Das hätte auch den Vorteil, symmetrische Übertragungsgeschwindigkeiten sicherzustellen. Nutzer können also genauso schnell Daten verschicken wie empfangen.

Projekte wie in Bochum, wo die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Kabelanbieter Unitymedia ebenfalls Gigabit-Geschwindigkeiten über Fernsehkabel bereitstellen will, nannte Pinkwart „einen wichtigen Schritt“. Förderungen vom Bund und Land erhält das Projekt nicht. „Wenn der eigenwirtschaftliche Ausbau auch mit anderen Technologien als der Glasfaser eine symmetrische Gigabitfähigkeit erreicht, dann geht das auch in Ordnung“, sagte Pinkwart. lnw