Grausiger Fund: Tote Babys in der Kühltruhe

Ein 15-Jähriger entdeckt die tiefgefrorenen Leichen. Die Mutter ist geständig: Die Kinder störten ihre berufliche Planung.

<strong>Erfurt. Die Suche nach einer schnellen Mahlzeit mitten in der Nacht hat sich für einen 15 Jahre alten Jungen aus Erfurt zum Albtraum entwickelt. Er öffnet in der Küche den Tiefkühlschrank, zieht das unterste Fach heraus und schaut in einen der schwarzen Müllsäcke, die dort in der Kälte liegen. Sein Blick fällt auf ein neugeborenes Baby, tiefgekühlt. In Panik läuft der Teenager mit seinem Freund aus dem Haus in einer guten Wohngegend und irrt durch die Stadt. Als die beiden einige Stunden später zurückkehren, treffen sie einen weiteren Freund, besprechen die Situation und alarmieren die Polizei.

Mutter nahm eine Leiche beim Umzug in neue Wohnung mit

So schildert der Leiter der Kriminalpolizei die Umstände, die die Thüringer Polizei schon zum zweiten Mal in diesem Jahr zu toten Babys führten. Die Beamten finden einen weiteren Sack mit einer zweiten Säuglingsleiche. Ein Mädchen und ein Junge, Ende 2002 und Anfang 2004 auf die Welt gekommen, wie bei der Obduktion festgestellt wird. Zumindest der Junge hat mindestens 30 Minuten lang gelebt, teilt Staatsanwalt Michael Heß mit. Die Todesursache stehe noch nicht fest, die Untersuchungen an den tiefgekühlten Körpern ziehen sich hin. Schwierig wird es vor allem bei der älteren Mädchenleiche, die offenbar zwischendurch einmal aufgetaut war, als die Mutter von einem Vorort Erfurts in die Innenstadt zog. Die bisherigen Ermittlungsergebnisse werfen mehr Fragen auf als sie Antworten geben. Wie ist es der Frau gelungen, die Schwangerschaften geheim zu halten. Warum blieben die Leichen in der Tiefkühltruhe so lange unentdeckt? Unklar ist auch, warum die Mutter die Toten in ihrer Küche aufbewahrt hat.

Warum brachte die Mutter ihre Kinder nicht zur Babyklappe?

Bislang hat die Frau nach Angaben der Polizei nur ihr Motiv offen gelegt: Die Kinder störten ihre berufliche Planung. Ihr Tod sei allerdings nicht eingeplant gewesen, vielmehr wollte sie die Säuglinge in die Erfurter Babyklappe legen. Die Gründe, warum dies nicht geschehen ist, wollte die Polizei nicht nennen. Über den Vater schweigt sich die 35-Jährige aus. Ihr jetziger Lebenspartner, den sie erst seit rund neun Monaten kennt, kommt als Vater nicht in Frage. Die Ratlosigkeit wird durch die Umstände der Tat bestärkt: Weder die Mutter, die über einen Realschulabschluss und eine Ausbildung in der Textilbranche verfügt, noch die gutbürgerliche Wohngegend in der Nähe des Erfurter Landtages passen ins gängige Täterinnen-Profil. Tote Babys sind nicht mehr allein Zeichen sozial schwacher Familien in Plattenbausiedlungen. Der 15 Jahre alte Sohn hat nach dem grausigen Fund bei einem Freund Unterschlupf gefunden und wird vom Jugendamt betreut.

Psychologe: Warum Mütter Babys töten

Babymorde: Die Tötung von Babys fällt anders auf als andere Verbrechen. Fassungslos blickt die Öffentlichkeit auf Eltern, vor allem die Mutter, wenn ein Säugling getötet wird.

Familiärer Hintergrund: Der Kindsmord kommt häufiger in sozial schwachen Schichten vor, fast immer ist der familiäre Hintergrund zerstört, oft sei mindestens ein Elternteil als Kind misshandelt worden, so Nitzschke.

Die Mutter: Viele der Mütter sind jung oder sogar minderjährig. "Das ,Mutter werden’ ist ein fundamentaler Einschnitt in die Identität: Für die einen ist es die Krönung des ,Frauseins’, andere haben Angst davor, dass sich das Leben so gewaltig ändert", erklärt Nitzschke.

Gesellschaftlicher Hintergrund: Mütter scheitern auch an den hohen Ansprüchen der Umwelt. Die Gesellschaft habe die Mutterschaft so sehr idealisiert, dass viele Frauen fürchten, daran zu scheitern, sagt der Psychologe Nitzschke.