Zeitlos Große Lindbergh-Schau in München

München (dpa) - „Ich kann mir gar nicht vorstellen, ohne eine Geschichte zu erzählen Fotos zu machen“, sagt Peter Lindbergh. Darum gehe es doch beim Fotografieren - und um die Schönheit.

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„Wenn man die Courage hat, man selbst zu sein, dann ist man schön.“ Die Kunsthalle in München zeigt von diesem Donnerstag an Lindberghs Geschichten und sein Konzept von Ästhetik - oder, wie Kurator Thierry-Maxime Loriot es ausdrückt: „Seine Besessenheit, sein Universum.“

Mehr als 200 Werke sind in der Ausstellung „From Fashion To Reality“ (13. April bis 27. August 2017) zu sehen - darunter Fotos der großen Topmodels. Schließlich ist das Supermodel-Phänomen der 1990er ohne Lindbergh kaum denkbar. „Models wie Naomi Campbell, Linda Evangelista, Kate Moss, Christy Turlington und Tatjana Patitz waren jung und unbekannt, als Lindbergh sie in den späten 1970ern und den 1980ern fotografierte; danach reichte es, ihre Vornamen zu nennen, um zu wissen, von wem die Rede war“, schreibt die Kunsthalle in der Ausstellungs-Ankündigung.

Mit seinem Foto von fünf jungen Frauen (Campbell, Evangelista, Patitz, Turlington und Cindy Crawford) in der New Yorker Innenstadt läutete Lindbergh nicht weniger als ein neues Zeitalter der Modefotografie ein. „Stand bis dato (...) die Kleidung im Vordergrund, ging es nun um die Frauen, die diese Mode präsentierten.“

Er wolle „die Tiefe von Peters Arbeit“ zeigen, sagt Loriot, der auch schon die spektakuläre Jean-Gaultier-Ausstellung in der Kunsthalle verantwortet hat. Denn der Fotograf suche nach Wahrheit und wolle Persönlichkeiten zeigen. „Es geht um die Schönheit, die wahre Person zu sehen.“

Seine Fotografien seien zeitlos - darum folgt die Ausstellung auch keiner Chronologie. „Die Besucher können die Welt von Peter Lindbergh erkunden, seinen einmaligen Blick auf jene Themen kennen lernen, zu denen er immer wieder zurückkehrt.“ In der Ausstellung sind das die Bereiche „Supermodels“, „Couturiers“, „Zeitgeist“, „Tanz“, „Die Dunkelkammer“, „Das Unbekannte“, „Silver Screen“ und „Ikonen“. In diesem letzten Raum sind unter anderem Porträts von Hollywood-Stars wie Kate Winslet und Richard Gere zu sehen.

Eine Einstellung, eine Haltung sei es, die einen guten Fotografen ausmache, sagt Lindbergh selbst über seine Arbeit. „Selbst Modefotografen - auch wenn man es nicht annehmen sollte - haben eine Form von Verantwortung.“ Die heutige Darstellung von Frauen in Medien prangert er darum an: „Es ist heute so vor den Hund gegangen, wie Frauen in Magazinen aussehen“, sagt er - und das liege an Bildbearbeitungsprogrammen wie Photoshop, die alle Hinweise auf ein gelebtes Leben auslöschen könnten. „Da kann man jeden Menschen auf Null reduzieren.“ Ob seine Einstellung und seine Arbeit darum Kunst seien, das könne er allerdings nicht sagen: „Ich weiß nicht, ob es Kunst ist. Mir reicht, wenn es ein Foto ist.“