Grubenunglück in Soma: „Was die erleben müssen, ist unvorstellbar“

Trauer ist im Ruhrgebiet groß. Die Revier-Kumpel sind mit ihren Gedanken in Soma.

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Herne. Erst wenige Monate ist es her, da hatten die Bergleute aus dem Ruhrgebiet Besuch ihrer Kollegen von der türkischen Grubenwehr, die sich über fortschrittliche Standards in Notfällen informieren wollten. Jetzt sind es auch diese Unter-Tage-Rettungskräfte, die nach dem Grubenunglück von Soma die Toten aus dem türkischen Bergwerk bergen.

„Was die jetzt erleben müssen, ist unvorstellbar. Ich frage mich, wie das im Kopf alles zu verarbeiten ist, wenn man unter schweren Verhältnissen eine Leiche nach der anderen da herausholt“, sagt Metin Aycil, Bergmann seit dem 17. Lebensjahr und „dienstältester Türke bei der Grubenwehr“, wie er selbst sagt. Der 47-Jährige bildet beim Bergbauunternehmen RAG Bergmänner für die Truppe aus, die bei Bränden und Notfällen unter Tage Leben retten soll. „Man hat die Spezialausbildung und kann jetzt nur hilflos zuschauen“, sagt er mit leiser Stimme. „Ich fühle mich elendig.“

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Hinzukommt: Er ist in der Türkei geboren. Die Nachricht, dass Bekannte von ihm und seiner Familie gleich Dutzende Angehörige bei dem Unglück verloren haben, bewegt ihn. „Wir sind mit den Herzen bei ihnen.“

In Herne liegt der Sitz der Grubenwehr-Hauptstelle der RAG. Hier wird schon in der Ausbildung alles dafür getan, die Kumpel auf Notfallszenarien vorzubereiten. Auf dem Übungsgelände zeigt Aycil, wie Retten in der stickigen Enge eines Bergwerks aussehen kann: Auf allen Vieren robbt und klettert er durch ein mit künstlichem Nebel verrauchtes Rohrdickicht.

Es ist eng, heiß, man sieht die Hand vor Augen nicht. Schon nach kurzer Zeit steht Aycil der Schweiß auf der Stirn. „Da unten ist man eingeschlossen und muss sich hundertprozentig auf die Kumpel verlassen können“, weiß er. Alle Mitarbeiter trainieren regelmäßig, damit im Ernstfall jeder Handgriff sitzt: Vorsorgemaßnahmen, von denen Aycil glaubt, dass sie in der Türkei zu wenig umgesetzt werden.