Grüne Decke für die Ruhestätte - Das Grab winterfest bepflanzen
Moers (dpa/tmn) - Zu keiner anderen Zeit im Jahr besuchen so viele die Gräber wie im November. An Allerheiligen und Totensonntag wird der Verstorbenen gedacht. Gerade dann legt die Natur ihren Winterschlaf ein.
Aber es gibt noch Schönes fürs Grab.
Im November wird der Verstorbenen gedacht. Gerade dann, wenn alles verblüht ist, müssen die Gräber tipptopp hergerichtet sein. Farbe auf die letzte Ruhestätte bringen Pflanzen mit schönen Blättern. Beispiele sind das Purpurglöckchen mit seinem dunkelroten Laub, das graue Silberblatt, das violette Günsel und die vielen Formen der Farne. „Spannende Variationen erlaubt die Sommerheide: Sie ist mittlerweile in sehr vielfältigen Blattfarben - von Gelb über Rot bis Braun - zu haben“, empfiehlt Christiane James, Gärtnerin und Fachbuchautorin aus der Nähe von Moers in Nordrhein-Westfalen. Gerade Gräser sorgen den Herbst und Winter über für Struktur: Die grauen Triebe des Wüstengrases bilden flache Polster. Darüber wiegen sich der Blauschwingel oder die Blätter der wintergrünen Schneemarbel, empfiehlt James ein Arrangement.
Zunächst müssen aber die nun verblühten einjährigen Sommerpflanzen aus dem Boden. Mehrjährige Stauden sowie Gehölze brauchen einen Schnitt. „Vorsicht ist bei dem auf Gräbern beliebten Buchs geboten. Er darf nicht zu stark und nicht zu spät geschnitten werden“, sagt Roland Wagner von der Arbeitsgemeinschaft Friedhofsgärtner in Bonn. „Sonst bildet er neue, zarte Triebe, die vor dem Frost möglicherweise nicht mehr richtig aushärten können.“ Laub auf dem Boden sollte man beseitigen.
Vielen ist es zu aufwendig, alle paar Monate die Fläche neu zu bepflanzen. „Stattdessen sind pflegeleichte Gräber gefragt, die wenig Arbeit machen und sich kostengünstig anlegen lassen“, sagt Alexander Helbach, Sprecher der Verbraucherinitiative Bestattungskultur Aeternitas in Königswinter bei Bonn. Ein Trend sei, Teile des Grabes mit Kies zu belegen oder mit Bodendeckern zu bepflanzen. Sind die Bodendecker gut angewachsen, brauchen sie kaum Pflege und unterdrücken Unkraut.
Die grünen Decken haben noch einen Vorteil: Auf ihnen kommen farbenfrohe Sträuße oder Gestecke gut zur Geltung. So können die Hinterbliebenen immer wieder für Abwechslung und auch im Winter für eine schöne Dekoration des Grabes sorgen.
Auch als Hintergrund für persönliche Erinnerungsstücke machen sie sich gut. „Wir sehen zunehmend sehr unkonventionellen Grabschmuck wie Engelchen oder Figuren“, sagt Helbach. Er hat noch einen Tipp: Zwiebeln von Krokus oder Tulpe, die im Herbst unter die Bodendecker gesteckt werden, sprießen im Frühjahr durch das Geflecht.
Neben dem Klassiker Efeu bilden Zwergmispeln und Kriechspindel rasch immergrüne Teppiche. Sie gelten als Symbole ewigen Lebens. „Relativ neu ist, dass diese Flächen zunehmend mit Hilfe von Erhöhungen modelliert werden“, erläutert Wagner einen Trend. Etwas höher gesetzt wirken sie wie Wellen auf der sonst ebenen Grabfläche.
Ganz ohne Pflege kommen die Bodendecker allerdings nicht aus. Besonders die stark wachsenden Exemplare wie der Efeu brauchen einen Schnitt, damit sie in Form bleiben. Der Herbst ist dafür der richtige Zeitpunkt. „Vor allem sollten alle Triebe, die über den Grabrand hinaus wachsen, gestutzt werden“, sagt Wagner. Die Pflanzen sollten den Gedenkstein und Platten auf dem Grab nicht überwuchern. „Ein praktisches Hilfsmittel für diesen Pflegeschnitt ist ein Akku-Rasenkantenschneider.“
Nicht komplett winterharte Pflanzen brauchen Schutz. „Ob eine Eindeckung notwendig ist, hängt von der Lage und von der Entwicklung des Winters ab“, erklärt Wagner. Es bleibt also nur, den Wetterbericht zu verfolgen und entsprechend zu reagieren. Denn sind die Pflanzen dick eingepackt und es ist warm, schade das ihnen auch. „Bei milden Temperaturen sorgt der Schutz dafür, dass die Pflanzen frühzeitig treiben und dann sehr frostempfindlich sind.“
Zum Schutz dienen die Zweige von Nadelgehölzen. Wer keine im Garten hat und kaufen muss, sollte beachten: „Wurden die Zweige im Kühlhaus gelagert, vertrocknen sie von innen und haben innerhalb von zwei Wochen keine Nadeln mehr“, erläutert James. Die Äste werden klein geschnitten und so gelegt, dass sich die Triebspitzen wie Dachziegel überlappen.
Das kann auch eine Dekoration sein: „Durch unterschiedliche Nadelfarben und die Anordnung zu geometrischen Mustern wird die Grabfläche dekorativ gestaltet“, rät Helbach. Zapfen und Moose ergänzen das Arrangement. „Wichtig ist, dass nur eine Schicht aus Zweigen gelegt wird, durch die ausreichend Luft zirkulieren kann. Sonst kommt es unter der Eindeckung leicht zu Fäulnis“, sagt James. Über den Winter ist am Grab so kaum noch etwas zu tun - außer die immergrünen Gehölze und Bodendecker immer wieder zu gießen. Aber nur, wenn der Boden nicht gefroren ist.
Literatur:
Christiane James: Gräber schön gestalten. blv Verlag, München, 2012, 12,95 Euro, ISBN-13: 978-3-8354-0812-8