Porträt des Tages Grünen-Fraktionschef Arndt Klocke: Loblied auf die Pille zum Schutz vor HIV
Berlin. Arndt Klocke (47), Fraktionsvorsitzender der Grünen im NRW-Landtag, ist regelmäßiger Nutzer der Präexpositionsprophylaxe (PrEP). Die Pille zum Schutz vor einer möglichen HIV-Infektion bedeute für ihn „nach über 25 Jahren gelebter schwuler Sexualität ein großes Stück Freiheit und Sicherheit“, sagte er im Interview mit dem Szene-Magazin „Fresh“ . „Ich vertrage das Medikament gut und lasse mich regelmäßig checken.“
Klocke, Lebenspartner des grünen Bundestagsabgeordneten und früheren Landesvorsitzenden Sven Lehmann, sieht die PrEP als „weitere hochwirksame Möglichkeit, mich zu schützen“. Allerdings müsse der Preis noch weiter sinken, damit sich auch Menschen mit geringerem Einkommen das Medikament leisten könnten.
Die Kosten sind seit der Zulassung vor zwei Jahren von 820 Euro auf 50 bis 70 Euro pro Monat gesunken. Krankenkassen kommen dafür nicht auf. PrEP bedeutet, dass Menschen ohne HIV-Infektion Medikamente gegen das HI-Virus einnehmen, in der Regel als Langzeitvorbeugung einmal täglich. Der Schutz ist laut Deutscher Aids-Hilfe so gut wie bei der Verwendung von Kondomen. Auch eine Nutzung für eine begrenzte Zeit ist möglich, wird aber nicht empfohlen.
Nach einer neuen Studie, die am Freitag vorgestellt wurde, nutzen immer mehr Menschen die Prophylaxe: Aktuell sind es deutschlandweit 4500, im Oktober 2017 waren es erst 1000 gewesen. Die meisten sind schwule Männer. Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte fordert, dass zumindest die begleitenden Arzt- und Laborkosten von den Kassen übernommen werden. Denn die Zahl der HIV-Neuansteckungen ist in Deutschland seit Jahren konstant, während sie in anderen Ländern sinkt.
Klocke hat die PrEP Ende April auch über eine Kleine Anfrage im Landtag zum Thema gemacht. Darin wird sie neben Kondomen und der Therapie als dritte Möglichkeit zur Senkung der Neuinfektionen bezeichnet. Eine Einschätzung, die die Landesregierung in ihrer Antwort bestätigt. Daher fördere das Gesundheitsministerium auch die Aufklärungskampagne „Herzenslust“ der Aidshilfe NRW mit 310 000 Euro. Die SPD hat zudem eine Anhörung zum Thema im NRW-Gesundheitsausschuss beantragt.
Für Klocke hat sich durch die PrEP erledigt, „mit schlechtem Gewissen und klopfendem Herzen“ zum HIV-Test zu gehen. „Irgendwie war ich solche Situationen schon längere Zeit leid.“ er