Einzug in die „Weltraum-WG“ Astronaut Gerst in der ISS angekommen

Moskau (dpa) - Zwei Tage nach seinem Start zur Internationalen Raumstation (ISS) ist der deutsche Astronaut Alexander Gerst in die „Weltraum-WG“ eingezogen.

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Sein Raumschiff „Sojus MS-09“ dockte am Freitag am russischen ISS-Modul „Rasswet“ (Morgendämmerung) an. „Es fühlt sich tatsächlich an, wie nach Hause zu kommen“, sagte Gerst in einem kurzen Gespräch mit der Familie.

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Nach einem Druckausgleich öffnete sich die Verbindungsluke zwischen der Station und der Sojus-Kapsel und machte für den Deutschen und seine zwei Crew-Kollegen den Weg frei in ihr Zuhause in der Schwerelosigkeit. In blauen Overalls schwebten sie an Bord der ISS, wo sie die US-Astronauten Andrew Feustel und Richard Arnold sowie der Kosmonaut Oleg Artjemjew in blauen, weißgeblümten Hawaiihemden empfingen.

Auf der ISS gab es Umarmungen. Fröhlich winkten die Raumfahrer in eine Kamera. Gerst ließ als Erstes die kleine Maus aus der gleichnamigen TV-Sendung schweben - mit einem weißen Raumanzug.

Der 42-Jährige war am Mittwoch mit dem russischen Kosmonauten Sergej Prokopjew und der US-Astronautin Serena Auñón-Chancellor vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan zur ISS gestartet. Zahlreiche Fans von „Astro-Alex“ hatten bei Liveübertragungen in Deutschland mitgefiebert. Er soll bis Dezember bleiben, im Herbst übernimmt er als erster Deutscher das Kommando auf der Raumstation.

Problemlos und etwas früher als geplant hatte die Sojus am Freitagnachmittag an die Raumstation angedockt. „Je unspektakulärer, desto sicherer ist es“, kommentierte der deutsche Astronaut Matthias Maurer das Manöver. In der Flugleitzentrale in Koroljow bei Moskau verfolgten Raumfahrtfunktionäre das Manöver ruhig und routiniert. Als die Raumfahrer dann durch die Luke schwebten, gab es Applaus.

Auf einer Tribüne über den konzentriert arbeitenden Experten verfolgten Gersts Eltern die Ankunft. „Für mich ist es toll, dich wieder da oben zu sehen, dein strahlendes Lächeln“, sagte seine Mutter. „Wir haben euch die ganzen zwei Tage begleitet in Gedanken.“

Der Start sei „fantastisch“ gewesen, erzählte Gerst in der Live-Übertragung in die Flugleitzentrale bei Moskau. Auch der zweitägige Flug in der engen Sojus-Kapsel sei weniger anstrengend gewesen als gedacht - weil es mit den beiden anderen in der Kapsel „schön gemütlich“ war. „Ich hab erstaunlich gut geschlafen.“

Glückwünsche aus aller Welt begleiteten die Ankunft. „Willkommen in Eurem neuen Zuhause“, twitterte die Esa. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) rief die Fans über Twitter zum irdischen Gruß auf: Zwischen 17.50 Uhr und 19.20 Uhr sei die ISS über Deutschland gewesen. „Man kann die ISS zwar nicht sehen, weil der Himmel noch viel zu hell ist. Aber ihr könnt ja @Astro_Alex mal zuwinken und eure #Winkehand_für_Alex gleichzeitig fotografieren!“

Nach der Ankunft standen für die „Neuen“ auch Sicherheitsbriefing und Körperpflege an. „Da werde ich mich sehr drauf freuen nach zwei Tagen in der Sojus“, hatte Gerst vor seinem Abschied gesagt. Auch Zeit, um sich mit den Schlafsäcken häuslich einzurichten, gebe es. „Wir bringen sie in unsere Räume und machen sie uns ein bisschen schön.“

Gersts Kollege Maurer erklärte in Moskau, wie es am Wochenende weitergeht. „Am Samstag steht Hausputz auf dem Programm. Vielleicht übernimmt aber erstmal die alte Crew das Putzen“, sagte er. „Sonntag ist frei, Montag geht die Arbeit dann los.“

In den kommenden Tagen kann sich der 42-jährige Gerst auf seine ersten Experimente stürzen. Rund 300 stehen auf der Agenda, davon 41 Versuche des DLR. Schon kommende Woche muss sein ursprünglicher Zeitplan angepasst werden, denn ein Außeneinsatz seiner US-Kollegen Arnold und Feustel ist für Donnerstag angesetzt. Gerst solle die beiden von innen unterstützen, sagte DLR-„Horizons“-Leiter Volker Schmid. „Dafür mussten wir ein Experiment verschieben.“

Die Mission „Horizons“ (Horizonte) ist Gersts zweiter Einsatz im Weltraum. 2014 war er bereits für gut ein halbes Jahr im All. Damals hatte er als twitternder „Astro-Alex“ viele Fans in Deutschland gewonnen. Gerst hat angekündigt, auch diesmal zu twittern.

Seine beliebten Nachrichten in den sozialen Netzwerken entstehen übrigens so: Wenn er etwas Interessantes sehe, mache er Fotos und notiere seine Gedanken dazu, schilderte Gerst. „Technisch gehen wir natürlich nicht ins Internet und laden jedes Mal selbst Sachen bei Twitter, Instagram oder Facebook hoch, denn wir müssen arbeiten.“ Vielmehr schaue er sich abends seine Bilder und Notizen an. „Das schicke ich in einer Email an mein Team, und die stellen das ein“, erläuterte Gerst.