Gustl Mollath: „Mein Anliegen: Fairness für mich, Fairness für andere“

Gustl Mollath sitzt seit sieben Jahren in einer geschlossenen Psychiatrie. Ist er ein Opfer der Justiz?

München. „Ich darf mich kurz vorstellen: Gustl Mollath, mein Name. Mein Anliegen: Fairness für mich, Fairness für andere, für uns alle: ein entgleistes Justiz- und Regierungssystem wieder in die richtige Spur zu bringen.“ So stellt Gustl Mollath sich und sein Anliegen im Internet vor. Der 56-Jährige sitzt inzwischen seit beinahe sieben Jahren zwangsweise in einer geschlossenen Psychiatrie in Bayern.

Bis 2001 führt Mollath ein ganz normales Leben in Nürnberg. Er restauriert Ferraris und verkauft sie. Seine Ehefrau ist Vermögensberaterin bei der HypoVereinsbank. Als Gustl Mollath mitbekommt, dass seine Frau Petra für ihre Kunden Geld in der Schweiz anlegt, streitet das Paar. Mollath kritisiert die Geschäfte und informiert die Bank. Schließlich erstattet er Anzeige wegen Schwarzgeldgeschäften.

Doch nicht die Bank oder seine Frau stehen im Mittelpunkt der Ermittlungen der Nürnberger Staatsanwaltschaft, sondern Mollath selbst. Seine Frau wirft ihm vor, sie geschlagen und gewürgt zu haben. Aus Rache?

In dem Gerichtsverfahren finden Mollaths Anschuldigungen gegen die laut Medienberichten inzwischen bestätigten Geschäfte seiner Frau kein Gehör. Nach Informationen der ARD ist das ärztliche Attest Petra Mollaths nicht glaubwürdig. Auch der Richter könnte befangen sein: Er soll ein Bekannter von Petra Mollaths jetzigem Ehemann sein. Der Psychiater, der bei Mollath Wahnvorstellungen feststellt, soll nie mit ihm gesprochen haben. „Ich hatte nicht einmal Punkte in Flensburg. Plötzlich sind Sie der kriminelle Wahnsinnige“, beschreibt Mollath sein Schicksal gegenüber den ARD-Reportern.

Aus der geschlossenen Anstalt heraus wendet sich Mollath mit Hilfe von Freunden seit Jahren verstärkt an die Öffentlichkeit. Justiz und Politik haben lange nicht reagiert. Manch ein Beobachter glaubt, dass reiche Steuersünder geschützt werden sollten.

Inzwischen wurde ein Untersuchungsausschuss eingerichtet, die Staatsanwaltschaft Regensburg hat einen Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens gestellt. „Damit ist der Justiz Gelegenheit gegeben, (. . .) zu prüfen, ob im Fall Mollath Fehler gemacht wurden, die zu einer Aufhebung der Unterbringung führen können“, teilte das Bayerische Justizministerium um die in die Kritik geratene Ministerin Beate Merk (CSU) am Dienstag mit.