Hochwasser-Gebiete: Tausende müssen ihr Heim verlassen

Die Situation in den Hochwasser-Gebieten bleibt dramatisch. Sobald die Lage sich an einer Stelle entspannt, verschärft sie sich andernorts.

Berlin. Das Hochwasser hat neue Rekordstände in Süd- und Ostdeutschland erreicht. Viele Orte standen unter Wasser, Helfer verstärkten Deiche und holten Bewohner aus den Überschwemmungsgebieten. Sobald sich die Lage an einer Stelle entspannte, verschärfte sich die Situation andernorts. Magdeburg und Regensburg riefen Katastrophenalarm aus. Europaweit starben mindestens 15 Menschen infolge der Unwetter. So ist die Lage:

In Passau war der Pegelstand in der Nacht zu Dienstag nach Behördenangaben auf 12,89 Meter gestiegen. Das war die größte Flut seit dem Jahr 1501. Bei der Jahrhundertflut im Jahr 2002 wurden 12,20 Meter gemessen. Der Scheitelpunkt der Flut bewegte sich dann Richtung Österreich, Slowakei und Ungarn, wo weitere Schäden befürchtet wurden. Stadt und Landkreis Regensburg — an der Donau oberhalb von Passau — riefen Katastrophenalarm aus.

In Sachsen-Anhalt und Niedersachsen wuchs die Furcht vor einer gewaltigen Elbe-Flut. Flussauf waren die Elbe und ihre Zuflüsse vielerorts schon über die Ufer getreten. Am Unterlauf der Elbe werden höhere Pegelstände erwartet als bei der Flut 2002: „Wir müssen uns auf eine sehr, sehr ernste Lage gefasst machen“, sagte Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne).

In Naumburg in Sachsen-Anhalt erreichte die Saale einen neuen Spitzen-Pegelstand von 6,44 Metern. In Halle kämpften Hunderte Einsatzkräfte und Soldaten um die Deiche an der Saale. „Die Dämme sind sehr aufgeweicht“, sagte Oberbürgermeister Bernd Wiegand. Die Weiße Elster stieg bei Zeitz auf 6,45 Meter. Das war der höchste jemals dort gemessene Wert.

In Bitterfeld-Wolfen sollten 10 000 Menschen ihre Wohnungen verlassen, weil ein See nach einem Deichbruch im sächsischen Löbnitz überzulaufen drohte. Am Abend spitzte sich die Lage zu. Der Seelhauser See habe mittlerweile einen kritischen Wasserstand erreicht, teilte ein Sprecher des Landkreises Anhalt-Bitterfeld mit. Er warnte vor einem möglichen Deichbruch. In diesem Falle würde viel Wasser in die Stadt Bitterfeld fließen. Auch in Dresden bereitete man sich auf Evakuierungen vor.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte den Flutopfern in Deutschland Soforthilfe vom Bund von zunächst 100 Millionen Euro zu. Das Geld soll aus den Haushalten mehrerer Ministerien kommen, darunter das Innen-, das Wirtschafts-, das Verkehrs- und das Landwirtschaftsressort. Das Finanzministerium koordiniert das. Derzeit wird verhandelt, wohin wie viel Geld fließen wird.

Deutschlandweit kamen im Hochwasser mindestens vier Menschen ums Leben. Bereits am Donnerstag war in Niedersachsen eine Radfahrerin ertrunken. In Baden-Württemberg verloren drei Menschen ihr Leben. dpa