Haarige Angelegenheit: Männer tragen wieder Vollbart
Berlin (dpa/tmn) - In den Großstädten oder auf den Laufstegen der Modewelt sieht man es schon häufig: Junge Männer tragen wieder Pelz im Gesicht. Doch der Bart muss gut gepflegt sein.
Rocker, Althippies, Bergbauern: Bisher trugen vor allem diese Gruppen dichten Vollbart. Doch nun ist die Gesichtswolle auch jenseits von Alpenhütten und Motorradkneipen zum modischen Trend geworden: Besonders jüngere Männer tragen gerne einen Mehrtages- bis Vollbart.
Die Träger wollen laut Stilautor und Modeberater Bernhard Roetzel aus Berlin „ungebändigte Männlichkeit“ demonstrieren. Der Vollbart à la Schauspieler Ashton Kutcher sei vor allem unter jungen Hipstern in Großstädten verbreitet, die ihn mit einem Augenzwinkern tragen: „Auch der Kuschelbär sieht so ein bisschen nach raubeinigem Holzfäller aus.“ In der breiten Bevölkerung sieht Roetzel den Bart noch nicht angekommen. „Viele Männer probieren ihn einmal aus, aber wenige bleiben länger dabei“, sagt er. Dabei sei der Bart für alle Gesichtsformen geeignet: „Runde Gesichter macht er auf positive Weise kleiner, und hagere Gesichter kriegen so mehr Kontur.“
Klaus-Dieter Kaiser vom Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks empfiehlt den modischen Vollbart aber nur für Jüngere. „Der Reiz liegt im Kontrast zwischen jugendlicher Gestalt und ehrwürdigem Vollbart. Wer über 30 ist und Vollbart trägt, sieht oft einfach nur alt aus.“
Und wer schon früh graue Haare im Bart hat, sollte auf den Wildwuchs ebenfalls verzichten. „Einen Bart einheitlich zu färben ist kaum möglich, dafür kommt man an die Haare zu schwer ran.“ Empfehlenswert ist für einen gepflegten Vollbart eine Länge von knapp zwei Zentimetern. Bei blonden Männern kann der Bart auch etwas länger sein, damit die hellen Haare besser zur Geltung kommen.
Auch der Bartwuchs müsse ausreichen, nennt Roetzel eine weitere Voraussetzung. „Wer zu dünne Haare oder zu viele kahle Stellen auf den Wangen hat, sollte auf einen Vollbart verzichten.“ In den ersten vier Wochen sollte man sich überhaupt nicht rasieren. „Wenn der Wuchs dicht genug ist, gibt man ihm mit einer Bartschere eine erste Kontur“, empfiehlt Roetzel. „Nach sechs Wochen hat man dann eine schöne Länge erreicht, bei der man bleiben sollte.“ Zu zottelig dürfe der Look nicht sein, sonst ist er der Damenwelt schnell ein Dorn im Auge.
Wer einen Bart kultiviert hat, muss ihn regelmäßig pflegen: Jeden Morgen sollte man ihn gründlich durchkämmen, empfiehlt Jürgen Burkhardt, Präsident des Bartclubs „Belle Moustache“ aus Stuttgart. „Zusätzlich geht man mit den Fingern durchs Haar, um dem Bart Form zu verleihen.“ Er sollte auch unter der Dusche mitgereinigt werden. Außerdem könne der Bart alle zwei Tage mit einem milden Shampoo gewaschen werden. „Lotionen für die Haut aufzutragen, ist schwierig - da bleibt das meiste im Haar hängen“, sagt Burkhardt. Haarspray oder Gel sollte man beim Vollbart nicht verwenden. „Natürlichkeit ist bei diesem Bart Trumpf.“
„Der Bart sollte nicht ins Brusthaar wachsen, man rasiert am Hals eine klare Kante“, sagt Roetzel. Zum Trimmen empfiehlt Burkhardt eine Bartschere. Ihre abgerundeten Klingen sollen vermeiden, dass man sich schneidet. „Von Langhaarrasierern rate ich ab, die sind zu ungenau.“ An der Oberlippe werden die Haare so geschnitten, dass sie nicht über die Lippen fallen, am Kinn rundlich zurecht gestutzt.
Als Frisur eigne sich zum Vollbart fast alles, sagt Friseur Klaus-Dieter Kaiser. Sowohl lange Mähnen als auch freche Kurzhaarschnitte ergänzen den verwegenen Charakter des Vollbarts. Von kurzen Stoppeln oder Glatze rät Bernhard Roetzel aber ab: „Wenn der Bart länger ist als das Haupthaar, sieht man aus wie ein Eremit oder einfach nur albern.“