Hannelore Elsner: Die schöne Schauspielerin wird 70

Berlin. Sie war lange die „Kommissarin“ in der schwarzen Lederjacke, die Kinorolle ihres Lebens kam spät. In „Die Unberührbare“ spielt Hannelore Elsner mit gewaltiger Perücke eine westdeutsche Schriftstellerin am Abgrund, eine Frau, die den Mauerfall und die neue Zeit nicht verkraftet.

Regisseur Oskar Roehler verarbeitet darin die tragische Geschichte seiner Mutter. „Ohne mein Leben hätte ich das nicht spielen können“, sagt Elsner. Am 26. Juli wird die gebürtige Bayerin, eine der großen Schauspielerinnen in Deutschland, 70 Jahre alt.

Von Edgar Reitz bis Rudolf Thome, von „Krieg und Frieden“ bis zu Bushidos Mutter: Ihre Karriere zählt mehr als 200 TV- und Kinorollen sowie einige Theaterfolge. Starke Auftritte hatte sie in Doris Dörries melancholischem Film „Kirschblüten - Hanami“ und als blond gefärbte Berlinerin in Dani Levys Komödie „Alles auf Zucker!“. 2011 bekam sie den Bayerischen Filmpreis für ihr Lebenswerk.

Gleich zweimal gab es den Deutschen Filmpreis: 2000 für die „Unberührbare“, drei Jahre später für das Solo „Mein letzter Film“ nach einem Buch von Bodo Kirchhoff. Gerade dreht sie den dritten Teil des Kinderfilms „Hanni & Nanni“. In Marcus H. Rosenmüllers „Wer's glaubt, wird selig“ wird sie als bigotte Schwiegermutter zu sehen sein. Ruhestand sieht anders aus.

Für Frauen, die in der Filmbranche die 40 überschritten haben, ist es ein Kreuz: immer wieder die Frage, wie sie es denn schaffen, noch so gut auszusehen. „Ich muss über mein Alter reden, seit ich 25 bin. Das geht mir auf die Nerven“, beschwert sich die Schauspielerin in ihrer Autobiografie. Am Ende heiße es dann: „Frau Elsner spricht nicht gerne über ihr Alter.“

Ihr gefalle die buddhistische Idee, dass man bis 60 jung sei und ab 60 älter werde. Was Fragen zu ihrem prallen Leben angeht: Da müsste die Schauspielerin eigentlich seit ihrem impulsiven Buch „Im Überschwang“ (2011) nie wieder ein Interview geben. Zu Herzen gehend erzählt sie darin, wie ihr großer Bruder als Fünfjähriger im Krieg ums Leben kam und wie sie früh ihren Vater verlor. Im oberbayerischen Burghausen geboren, wuchs sie mit einigen Umzügen und als Internatsschülerin auf. Auf den Betten sangen die Mädchen nachts den Doris-Day-Schlager „Que Sera, Sera“.

Anders als viele Frauen ihrer Generation ließ sich Hannelore Elsner nicht von den Zwängen der konservativen Nachkriegszeit einengen. Aus ihren Memoiren klingt die Sehnsucht nach französischer Bohème. Zu ihrem Beruf kam sie eher zufällig, sie wurde in München auf der Straße entdeckt und ging danach zur Schauspielschule. Ihr erster Film war 1959 „Immer die Mädchen“ mit Hans-Joachim Kulenkampff („Der Titel sagt ja eigentlich schon alles“). Im gleichen Jahr drehte sie mit Freddy Quinn „Freddy unter fremden Sternen“, danach die Krimiserie „Stahlnetz“.

Ihr erster guter Kinofilm sei „Die endlose Nacht“ (1963) von Will Tremper gewesen. In „Berlinger“ (1975) und in der Walser-Adaption „Der Sturz“ (1979) arbeitete Elsner mit Alf Brustellin zusammen, der ihr Lebenspartner war. Das ZDF gab ihr 1977 die Titelrolle in der Serie „Die schöne Marianne“. Als erste deutsche Serien-Kommissarin Lea Sommer (und teils mit Assistent Til Schweiger) ermittelte sie von 1994 bis 2006 für die ARD in Frankfurt, wo sie auch lebt.

Wo die Elsner auftaucht, ist das Etikett „sinnlich schön“ nicht weit. In den 60er Jahren war sie kurz mit dem Schauspieler Gerd Vespermann verheiratet, in den 90er Jahren mit dem Dramaturgen Uwe Carstensen. 1981 kam Sohn Dominik zur Welt, Vater ist Regisseur Dieter Wedel. Mit Produzent Bernd Eichinger verbindet sie „drei wunderschöne, lange Jahre“ als Paar. Er wurde ihr „ewiger Freund“. Sein jäher Tod im Januar 2011 war, „als wäre der Weltenbaum gefällt worden“.

Die ARD ehrte Elsner gerade mit einem Porträt in der Reihe „Deutschland - Deine Künstler“. Für das kommende Jahrzehnt wünscht sie sich „wunderbare Rollen“, wie sie der Nachrichtenagentur dpa sagte. „Aber ich sage nicht, ich will jetzt unbedingt das oder das spielen. Sondern das lasse ich wirklich sich entwickeln, das wird schon auf mich zukommen.“