„Pulver-Kurt“: Habe Waffen nur für andere aufbewahrt

Bad Kreuznach (dpa) - Ein „Pulver-Kurt“ genannter Rentner aus der Nordpfalz hat sein riesiges illegales Waffenlager nach eigenen Worten geschenkt bekommen.

Die explosive Sammlung hätten ihm andere überlassen, beteuerte der 64-Jährige zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Bad Kreuznach. Die Besitztümer habe er dann lediglich aufbewahrt.

„Ich habe die Waffen an mich genommen und weggeschlossen“, sagte der Mann am Mittwoch. Unter anderem mietete er dazu in Becherbach im Kreis Bad Kreuznach eine Scheune. „Ich wollte das nicht zu Hause haben.“ Ermittler stießen aber auch in seiner Wohnung in Hundsbach auf kistenweise Waffen, Munition und Schwarzpulver. Die Staatsanwaltschaft wirft „Pulver-Kurt“ unter anderem vor, gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz verstoßen zu haben. Der Prozess soll Mitte August weitergehen.

Die Räumung der Scheune hatte im Januar 2011 eine ganze Region in den Ausnahmezustand versetzt, mehrere hundert Einwohner mussten ihre Häuser verlassen. Die Ermittler fanden dort und im Wohnhaus von „Pulver-Kurt“ unter anderem Panzerfäuste, Minen, mehrere Handgranaten und Maschinengewehre. Sprengstoff habe ihm etwa ein Alkoholkranker angeboten, im Tausch gegen Bier, berichtete der 64-Jährige. Ein Sturmgewehr sei ihm von einem Bekannten gebracht worden, der nach Australien auswanderte.

Nach dem Willen des Verteidigers soll bis zum nächsten Verhandlungstermin Mitte August geklärt werden, ob sein Mandant voll schuldfähig ist. Der Angeklagte leide möglicherweise an Objektophilie, er habe die Waffenangebote schlicht nicht ablehnen können, erklärte der Anwalt. Allerdings hatte der 64-Jährige nach eigener Aussage Waffen zurückgewiesen, die noch Anfang dieses Jahres zu ihm gebracht worden sind.

Er sei bereits als Kind mit Waffen in Berührung gekommen - das habe seine Begeisterung geweckt, erzählte er. „In jedem Haus im Dorf stand ein Kaliber. ... Wir Kinder haben mit Panzerfäusten gespielt.“ Bis zum Fund war der 64-Jährige beim Reservistenverband der Bundeswehr aktiv und dort unter anderem für Schießsicherheit zuständig. Als die Vorwürfe bekannt wurden, habe ihm der Verband den Austritt nahegelegt. Für eine ganze Reihe von Waffen besaß der Werkzeugmacher eine Erlaubnis. Sein Lager war aufgeflogen, nachdem ein Bekannter ihn wegen Betrugsvorwürfen angezeigt hatte.

In der angemieteten Scheune in Becherbach entdeckten die Ermittler unter anderem mehrere Kisten mit Sprengstoff auf einem Lastwagen. Das Material sei in einem so schlechten Zustand gewesen, dass es sich möglicherweise hätte selbst entzünden können, sagte ein Gutachter des Landeskriminalamtes. Mit einem Roboter wurden rund 40 Kilogramm des Stoffes auf eine Wiese vor das Dorf gefahren und gezündet.