Hape Kerkeling: Werkschau auf elf DVDs

Berlin (dpa) - Mit Hape Kerkeling (47) lacht die ganze Welt - aber nicht nur. Als er kürzlich das Angebot ausschlug, Nachfolger von Thomas Gottschalk bei „Wetten, dass..?“ zu werden, war die Enttäuschung allenthalben groß.

„Ich fühle mich ja sehr geschmeichelt, wenn gefühlte 198 Prozent der Zuschauer sich vorstellen könnten, dass ich die Nachfolge antreten könnte“, sagte Kerkeling. „Aber ich habe noch viele andere Dinge vor: Ich will Filme machen, ich will Dokumentationen drehen. Alles Dinge, die ich dann nicht mehr tun könnte.“

Und Hape Kerkeling ist ein wirklich produktiver Entertainer: Auf knapp 1.900 Minuten bringt es die Werkschau „Die große TV-Edition“, auf der das Gesamt-Oeuvre von Hape Kerkeling auf elf DVDs ausgiebig gewürdigt wird. Annähernd 30 Jahre ist der Junge aus Recklinghausen bereits im Geschäft - und das meistens ziemlich erfolgreich.

Er ist verantwortlich für zahlreiche TV-Klassiker: Unvergessen seine Königin Beatrix. 1991 hatte er damit beim Staatsbesuch die Sicherheitskräfte durcheinandergebracht und Fernsehgeschichte geschrieben. Für den ZDF-Jahresrückblick „Menschen 2011“ war er kürzlich noch einmal in seine Paraderolle geschlüpft. Dabei machte ihm dieser Auftritt einst auch ziemlich die Angst: „Die Beatrix möchte ich nicht nochmal drehen“, sagte er in einem Porträt auf der TV-Edition.

Hans-Peter Wilhelm Kerkeling wollte früh ins Fernsehen. Als 13-Jähriger scheiterte er 1977 noch mit seiner Bewerbung als Kind Dicki Hoppenstedt für einen Loriot-Sketch. Mit 19 kam dann der Durchbruch für das Multitalent. Als „Hannilein“ in „Kerkelings Kinderstunde“ hatte er ebenso Erfolg wie mit der Musik- und Nonsens-Show „Känguru“. Für Sendungen wie „Total normal“ oder „Darüber lacht die Welt“ wurde er dutzendfach ausgezeichnet, bekam Grimme-Preise und Bambis. Misserfolge wie „Cheese“ waren eher die Ausnahme.

Auch im Kino ist Kerkeling erfolgreich: 1993 begeisterte seine Fernsehsatire „Kein Pardon“ - Vorlage für das vor kurzem angelaufene Musical - mehr als eine halbe Million Besucher. Für das Fernsehen drehte er Filme wie „Club Las Piranjas“ und „Willi und die Windzors“.

Die letzte große Kreation aus dem Kerkeling-Labor ist Horst Schlämmer - geschaffen aus „Rache an all den Journalisten, die ich über all die Jahre habe über mich ergehen lassen müssen“, wie er der Wochenzeitung „Die Zeit“ gestand. Rache an denen, „die frech waren, die dreist waren, die angetrunken zum Interview gekommen sind“.

Als Schlämmer kann Kerkeling sich austoben. Kann distanzlos und anbiedernd sein. Mit Trenchcoat und Herrenhandtasche, übergewichtig, schnaufend und ungepflegt, mit wucherndem Schnäuzer über furchtbarem Gebiss. Ein schmuddeliger Grapscher („Du bist so scharf, Schätzelein!“), ein Hetero zum Abgewöhnen, eine tragische Figur.

Aber Hape Kerkeling ist „mehr als nur ein Verwandlungskünstler, seine Parodien sind kleine Kunstwerke, in denen er die Eitelkeiten Prominenter entlarvt“, heißt es in dem großen Porträt auf der rundum gelungenen „Großen TV-Edition“.