Harald zur Hausen: Vom Nobelpreis überrascht
Für Harald zur Hausen war es ein normaler Morgen – dann kam der Anruf aus Schweden.
Heidelberg. Wer ihn anrief, weiß Harald zur Hausen gar nicht so genau. Ein Herr aus Schweden sei am Telefon gewesen, dessen Namen er nicht verstanden habe - sehr wohl aber dessen Glückwünsche zum diesjährigen Medizin-Nobelpreis. Die Nachricht habe bei ihm "große Überraschung und große Freude" ausgelöst, sagte der Krebsforscher.
Bis zu besagtem Anruf sei es "ein ganz normaler Morgen" gewesen. Danach informierte der Vater dreier erwachsener Söhne seine aus Südafrika stammende Frau Ethel-Michele de Villiers, die ebenfalls als Virusforscherin arbeitet. Danach sei er in das von ihm jahrelang geleitete Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg geeilt - dermaßen elektrisiert, dass er ausnahmsweise vergessen habe, sich eine Krawatte umzubinden.
Der Nobelpreis ist für ihn die Krönung einer langen Reihe internationaler Ehrungen. Zwar habe er gewusst, dass er vorgeschlagen war, sagte der 72-Jährige, mit der Entscheidung des Nobelpr eis-Komitees habe er jedoch überhaupt nicht gerechnet.
Geehrt wird zur Hausen für seinen Nachweis, dass das humane Papillomvirus (HPV) Gebärmutterhalskrebs auslöst. Das wissenschaftliche Interesse des gebürtigen Gelsenkircheners, der in Düsseldorf, Bonn und Hamburg Medizin studiert hatte, galt von Anfang an der Rolle von Viren bei der Entstehung von Krebstumoren des Menschen.
Zunächst erntete zur Hausen Hohn und Spott für diesen Ansatz. Doch davon ließ sich er nicht beirren. Der als Professor emeritierte 72-Jährige ist seit 2003 Vizepräsident der jüngst zur Nationalen Akademie der Wissenschaften ernannten Leopoldina in Halle.
Was er nach der Nobelpreis-Verleihung mit dem Preisgeld anfängt, darüber habe er sich noch gar keine Gedanken gemacht, sagte zur Hausen. Zunächst wollte er mit seinen Mitarbeitern anstoßen und den Erfolg feiern.
Privates ist dem frisch gekürten Nobelpreisträger, der nach Ansicht von Kollegen sein Leben der Wissenschaft verschrieben hat, nur schwer zu entlocken. Seine Sekretärin Lisa Braun schildert ihren Chef, der gern auf Fotosafari gehe, als "sehr aufrichtig, sehr strukturiert im Denken, sehr präzise, sehr menschenfreundlich". Gerühmt wird auch sein Wintergarten: Zur Hausen hat nicht nur bei Viren, sondern offenbar auch bei Pflanzen eine glückliche Hand.