Hat der Raubmörder aus Hannover mehrmals zugeschlagen?
Hannover (dpa) - Der mutmaßliche Raubmörder von Hannover könnte nach dem tödlichen Überfall auf einen Supermarkt neun weitere Male zugeschlagen haben.
„Wir halten ihn immer noch für sehr gefährlich und ermitteln deshalb mit Hochdruck“, sagte Thomas Klinge, Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover. Noch gebe es aber keine heiße Spur. Insgesamt könnte der Mann bis zu 30 Taten in mehreren Bundesländern begangen haben.
Anfang Dezember hatte er einen Supermarkt in der niedersächsischen Landeshauptstadt überfallen. Dabei erschoss er einen 21 Jahre alten Kunden, ein weiterer Mann wurde schwer verletzt. Das Todesopfer wollte einer bedrohten Kassiererin helfen. Der Räuber floh mit dem Fahrrad. Er soll zwischen 40 und 60 Jahre alt sein.
Mittlerweile haben die Ermittler Dutzende Raubdelikte im Visier, die einem ähnlichen Muster folgen und bei denen die Täterbeschreibung von Hannover passt. Dabei handelt es sich um Überfälle mit Waffengewalt auf Geschäfte kurz vor Ladenschluss. Mehrfach wurde geschossen. „Sicher sind wir uns eigentlich nur bei sieben Fällen“, sagte Klinge. Allerdings könnte der Mann für mehr als 20 weitere Taten verantwortlich sein, die teils vor und teils nach dem Überfall in Hannover stattfanden.
Seit der tödlichen Attacke könnte er neun weitere Male zugeschlagen haben - auch an teils weit entfernten Orten zu. So soll er mit hoher Wahrscheinlichkeit Geschäfte in Hannover (Niedersachsen), Bottrop (Nordrhein-Westfalen) und Burg (Sachsen-Anhalt) ausgeraubt haben. Fast immer hat der Mann Supermärkte im Visier.
Bei der Fülle der ungeklärten Taten, die der mutmaßliche Raubmörder von Hannover begangen haben könnte, spricht die Staatsanwaltschaft von einem „Mosaik“. Dieses müsse nun zusammengesetzt werden, sagte Klinge. Die einzelnen Fällen dürften nicht vorschnell bewertet werden, das würde den Blick bei der Ermittlungsarbeit verstellen.
Zwei Wochen nach dem tödlichen Überfall in Hannover hatte ein Spezialkommando der Polizei einen Verdächtigen festgenommen. Mehrere Zeugen wollten ihn wiedererkannt haben. Er stellte sich aber als der Falsche heraus. Der 48-Jährige war laut Staatsanwaltschaft zum Tatzeitpunkt im Ausland, bei Durchsuchungen wurde nichts gefunden.
Bei der Polizei sind seit Dezember Hunderte Hinweise eingegangen. Die Behörden gründeten die „Ermittlungsgruppe Discounter“. Sie sollten den Serientäter dingfest machen. „Leider ist das bislang nicht gelungen“, sagte Klinge. Es gebe wenig konkrete Ansatzpunkte, um auf die Spur des Mannes zu kommen.