Lärm-Experten sehen zu wenig Schutz vor Bahnlärm
Mainz (dpa) - Hausbewohner an Bahnstrecken könnten nach Meinung von Verkehrs- und Gesundheitsexperten noch besser vor krankmachendem Lärm geschützt werden. Es seien noch nicht alle technischen Möglichkeiten ausgeschöpft, sagte der Bremer Gesundheitsökonom Eberhard Greiser in Mainz.
„Man kann sehr intelligente Lärmschutzwände machen.“ Diese seien geneigt, um den Schall an den Rädern abzufangen. Der Berliner Bahnexperte Markus Hecht forderte, direkt an die Lärmquellen zu gehen und Loks sowie Gleise leiser zu machen. Hier sei der Gesetzgeber am Zug, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Der Bremer Wissenschaftler Greiser stellte in Mainz zusammen mit Bahnlärm-Gegnern des Bürgernetzwerks Pro Rheintal eine Hochrechnung zu den Folgen des nächtlichen Schienenlärms entlang des Rheins vor. Demnach könnten dort innerhalb von zehn Jahren rund 75 000 Menschen wegen des Krachs krank werden und rund 30 000 sterben. Dies sei eine Prognose und „mit Vorsicht zu genießen“, räumte Greiser jedoch selbst ein. Eine umfassende Studie gebe es noch nicht.
Der Forscher übertrug Erkenntnisse aus einer Lärm-Untersuchung am Flughafen Köln/Bonn - aufgrund der Datenlage sei das ein notwendiger Kunstgriff. Greiser nimmt an, dass Flug- und Schienenlärm eine vergleichbare Charakteristik haben. Er hält Herzinfarkte, Demenz oder auch Diabetes für mögliche Folgen des nächtlichen Bahnlärms.
Im lärmgeplagten Mittelrheintal fürchte er, dass es mit technischen Lösungen allein nicht getan sei, sagte Greiser. Eventuell müsse über eine Verlegung der Strecke für Güterzüge nachgedacht werden.
Die Deutsche Bahn erklärte, das Lärmproblem werde sehr ernst genommen. Der Konzern will unter anderem bis 2020 alle 60 000 Güterwagen der Sparte DB Schenker Rail auf leisere Bremsen umrüsten. Ziel sei, den Schienenverkehrslärm bis dahin zu halbieren.