Hausfrauen wegen vieler Sorgen gestresster als Top-Manager

Jeder dritte Bürger in NRW steht dauernd unter Druck. Hauptgründe sind der Beruf und die Finanzen.

Düsseldorf. Die Rheinländer und Westfalen sind gestresst. Eine neue Umfrage der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt: Fast jeder dritte NRW-Bürger klagt über Dauerstress, die wenigsten können überhaupt noch abschalten.

Nicht nur Berufstätige stehen unter Druck, Hausfrauen fühlen sich oft gestresster als Top-Manager. Vor allem finanzielle Sorgen und die Angst, im Alter nicht abgesichert zu sein, setzen ihnen zu. 40 Prozent sind deshalb in körperlichem und psychischem Daueralarm: Der Puls rast, der Magen drückt, und die Gedanken kommen nicht zur Ruhe.

Die Psychotherapeutin Helen Maja Heinemann vom Institut für Burnout-Prävention berät besonders oft berufstätige Mütter, die beides sein wollen: "Eine gute Mutter und gut im Job. Und sie wollen natürlich überall perfekte Ergebnisse." Eigene Interessen würden hintangestellt, Leistung und Selbstwert seien bei vielen eng gekoppelt.

"Das wieder zu entkoppeln, ist oft sehr schwer." Als erste Alarmzeichen für einen drohenden Burnout nennt Heinemann vier Symptome: Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, Vergesslichkeit und das Gefühl, "in einem Gedanken-Karussell gefangen zu sein".

Terminstress im Job, Hetzerei im Alltag, wenig Anerkennung, aber hohe Erwartungen in allen Lebensbereichen - echte Entspannung gelingt den wenigsten. "Dieses Leben auf Standby macht die Menschen krank", so Norbert Klusen, Vorstandschef der Techniker Krankenkasse am Donnerstag. Stressgeplagte leiden auch deutlich öfter unter Erkältungen, Kopf- und Rückenschmerzen sowie Herz-Kreislauferkrankungen.

Jeder Zweite geht davon aus, dass der Stress in den nächsten Jahren zunehmen wird. Stressfaktor Nummer eins ist der Job. Insgesamt sind die Deutschen in der "Rush Hour" des Lebens, also im Alter zwischen 30 und 39 Jahren, am meisten gestresst. Berufstätige klagen vor allem über Termindruck, ständige Erreichbarkeit und fremdbestimmte Arbeitsbedingungen.

Die Zahl der Krankschreibungen mit der Diagnose "Burnout" ist nach Angaben der Krankenkasse in den vergangenen fünf Jahren um 17 Prozent gestiegen. Damit fehlten rund 40.000 Arbeitskräfte über das ganze Jahr im Büro oder an der Werkbank, weil sie sich ausgebrannt fühlten. "Aus gesunder Anforderung im Job ist bei vielen längst ungesunde Überforderung geworden", so TK-Vorstandschef Norbert Klusen. Viele Überstunden, Schichtdienste und unregelmäßige Arbeitszeiten lassen den Druck wachsen.

Das beste Rezept gegen den Dauerdruck sind für die meisten Sport, Spaziergänge, Gartenarbeit - also Bewegung und frische Luft. Ebenfalls mehr als zwei Drittel besprechen ihre Sorgen in der Familie oder mit Freunden. Fast jeder Zweite setzt sich zum Entspannen vor den Fernseher oder Computer. Frauen greifen dabei lieber zu Chips und Schokolade, Männer zu Bier oder Wein. Jeder vierte Deutsche raucht, um sich zu entspannen.

Auch Auszeiten und Ferien können helfen - jeder Zweite allerdings findet, dass die Urlaubserholung viel zu schnell wieder verpufft. Doch der Druck kommt nicht nur von außen - jede zweite Frau und jeder dritte Mann weiß: "Ich setze mich selbst unter Druck, weil ich es immer allen Recht machen möchte."

Gefangen fühlen sich auch viele Pendler: Nach Stress im Job und finanziellen Sorgen sind Staus und Zugverspätungen Stressfaktor Nummer drei. Der Verkehr stockt, der Blutdruck steigt: Pendler haben einer britischen Untersuchung zu Folge einen höheren Stresspegel als Kampfpiloten beim Einsatz.