Die Deutschen sind nicht nur im Dauerstress, sie reden auch dauernd darüber. Das kann entlastend wirken, das kann sich aber auch verselbstständigen: Der Begriff "Stress" verliert seinen Alarmcharakter. Jede Anstrengung gilt heute als Stress - gleichzeitig wird tatsächlicher Leistungsdruck zum Normalzustand, zum zeitgemäßen Accessoire einer Überforderungsgesellschaft. Wer nicht gestresst ist, gehört nicht dazu.
Das kann man albern finden, darin liegt aber eine Gefahr: Wenn Stress normal ist, wenn die Workaholics die Schlagzahl vorgeben, dann gerät alles andere in ein falsches Licht: Maßvolles Erledigen von Arbeit, maßvolles Fördern von Kindern, maßvoller Einsatz bei der Pflege von Angehörigen - das mag dann zwar gesünder sein, findet aber keine Anerkennung mehr.