Heidi Klum: Die Ich-AG aus Bergisch Gladbach wird 40
40! Heidi Klum feiert. Aus dem Topmodel ist eine gefragte und umstrittene TV-Moderatorin geworden.
Düsseldorf. Sie weiß, wie man Geschäfte macht. Das „Forbes“-Magazin schätzt ihre Einkünfte allein im Jahr 2011 auf 20 Millionen US-Dollar (15,5 Millionen Euro).
Kapital schlägt Heidi Klum aus dem eigenen Aussehen, aber auch aus dem Image, das sie sich diszipliniert erarbeitet hat. Dazu gehört, dass sie am Samstag ihren 40. Geburtstag — der das Potenzial hat, bei Frauen eine tiefe Identitätskrise heraufzubeschwören — selbstbewusst weglächelt. „Wenn man sich nicht gefällt, denkt man vielleicht: Mist, 40, ab jetzt geht alles den Bach runter. Aber so denke ich nicht“, sagte sie dem „Stern“. Sie sehe in den Spiegel und sei zufrieden — mit Falten und allem Drum und Dran.
Für ein Fotomodel ist 40 so alt wie Methusalem. Doch Klum ist dem Model-Business längst als Moderatorin von TV-Unterhaltung entwachsen und damit gleich auf zwei Kontinenten eine Größe. In den USA avancierte sie mit „Project Runway“, „Seriously Funny Kids“ und „America’s Got Talent“ zur Marke, in Deutschland mit der Castingshow „Germany’s Next Topmodel“. Ein Format, für das sie sich auch Kritik gefallen lassen muss. Nicht nur von den „Femen“-Aktivistinnen, die beim Finale am Donnerstagabend die Brüste entblößten und mit der Aufschrift „Heidi Horror Picture Show“ der glitzernden Fassade einen gehörigen Riss verpassten. Sondern auch von besorgten Eltern, die sich fragen, welches Frauenbild ihr Nachwuchs dort eigentlich aufsaugt.
Neid, Beschimpfungen, Tränen, Zickenterror — geschenkt, Pubertät live. Aber ein „Topmodel“ 2013, das seine Vorzüge mit den Worten anpreist „Ich habe immer gestrahlt. Von A bis Z habe ich alles mitgemacht mit meinen 16 Jahren“ — das verstört. Lovelyn aus Hamburg, die sich wie ihre meist blutjungen weiblichen Fans auf die Länge ihrer Beine und den Umfang ihrer knochigen Hüften reduzieren lässt. Das ist nicht nur emanzipatorisch eine Rolle rückwärts.
Als das Gesicht einer „kaltherzigen und ekelerregenden Produktion“ wurde die schrille Vierzigerin aus Bergisch Gladbach von Komikerin Cordula Stratmann unlängst ganz spaßfrei bezeichnet. Und Heidi? Die halten offenbar weder Anfeindungen noch mittelmäßige Quoten von einer nächsten, neunten Topmodel-Staffel ab.
Man wird Klum zugutehalten, dass sie als internationaler Star schlagfertig und keck dazu beigetragen hat, das Bild vom spießigen und verkrampften Deutschen bröckeln zu lassen. Da passt die für Samstag angekündigte rauschende Hut-Party mit den Freundinnen unter der Sonne Kaliforniens ins Bild. Exzentrische Kopfbedeckungen sind gefragt, Donuts und Brot mit Blick auf die Figur verpönt. Und die Schlagzeilen werden die Geschäfte rund um den Laufsteg weiter in geschmeidigem Gang halten.