Sommer startet mit Dauerregen und Überschwemmungen

Berlin (dpa) - Der Sommer beginnt mit viel Regen. Vor allem für den Süden Deutschlands haben die Meteorologen extreme Niederschläge vorausgesagt, auch sonst gibt es viele Wolken.

Der meteorologische Frühling endete am Freitag in vielen Regionen mit überfluteten Straßen, umgestürzten Bäumen und vollgelaufenen Kellern. Der Dauerregen verursachte in Teilen Bayerns Überschwemmungen. Auf dem Main ist die Schifffahrt wegen des Hochwassers nur noch eingeschränkt möglich. In Thüringen droht bei Sömmerda ein Deich zu brechen. Auch Feldarbeit ist schwierig: Der Dauerregen hat nach Angaben der agrarmeteorologischen Forschungsstation des Deutschen Wetterdienstes (DWD) 40 Prozent der Äcker unbefahrbar gemacht.

Am Samstag (1. Juni) beginnt der meteorologische Sommer. Der DWD in München warnte vor extremen Regenfällen in Südbayern. Von Lindau am Bodensee bis zum Berchtesgadener Land müsse in vielen Kreisen bis Sonntag mit Dauerregen und bis zu 120 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gerechnet werden. Straßen könnten überflutet werden - auch Erdrutsche seien möglich, teilte der DWD mit. Der Mai brachte nach einem extrem kalten März und einem durchwachsenden April mancherorts rekordverdächtige Regenmengen.

In einem breiten Streifen von den Küsten im Norden bis zu den Alpen - das war der Weg der Regenwolken in den vergangenen Wochen - seien die Böden so nass wie seit 50 Jahren nicht mehr. „Wenn es nächste Woche nicht besser wird, drohen enorme Schäden“, sagte der DWD-Agrarmeteorologe Franz-Josef Löpmeier in Braunschweig. „Ideal wären 14 Tage schönes Wetter.“ Auf manchen niedersächsischen Spargelfeldern schauten kaum noch die Dämme aus dem Wasser. Große Schäden drohten bei den Kartoffeln, bei denen die Ernte der frühen Sorten anstehe.

Im Landkreis Sömmerda (Thüringen) spitzte sich die Lage zu. Dort trat am Nachmittag ein Krisenstab zusammen. Grund ist ein drohender Deichbruch an der Gera zwischen Elxleben und Walschleben. Der Damm sei auf einer Länge von rund 250 Metern aufgeweicht und sehr durchlässig, hieß es. Bei einem Dammbruch drohe eine Überschwemmung des Ortes Walschleben. Der Pegelstand der Gera soll weiter steigen, bis Sonntagmittag voraussichtlich um 80 Zentimeter. Die Hochwasserlage werde mindestens noch bis kommenden Donnerstag bestehen.

An der Autobahn 73 zwischen Forchheim und Coburg in Bayern wurden Sperren eingerichtet, weil die Fahrbahn überflutet war, wie die Polizei mitteilte. Viele Keller liefen voll. Nahe Pottenstein bei Bayreuth stürzte am Morgen ein etwa ein mal ein Meter großer Felsbrocken auf eine Bundesstraße. Verletzt wurde niemand. Vermutlich habe sich der Brocken wegen des starken Regens gelöst, sagte ein Polizeisprecher. Bei einem Unfall auf regennasser Straße bei Mühlacker in Baden-Württemberg wurden drei Menschen schwer verletzt.

In Ebensfeld flohen einige Menschen vor dem Wasser aus ihren Häusern. Am Vormittag konnten die Bewohner zurückkehren, wie ein Sprecher des Landratsamtes in Lichtenfels sagte. Auch in Thüringen und im Süden von Sachsen-Anhalt standen nach heftigem Regen Straßen und Keller unter Wasser.

Die Schifffahrt auf dem Main war wegen der hohen Pegelstände nur noch eingeschränkt möglich. In Würzburg wurde sie dem Wasser- und Schifffahrtsamt Schweinfurt zufolge eingestellt. Am Freitag wurden an einzelnen Neckarzuflüssen Wasserstände gemessen, die statistisch nur alle zwei Jahre vorkommen, wie die Hochwasser-Vorhersage-Zentrale in Karlsruhe mitteilte.

In Sachsen-Anhalt stiegen die Wasserstände: Am Pegel der Unstrut in Wangen wird die dritte von vier Alarmstufen am Wochenende voraussichtlich beibehalten, teilte die Hochwasservorhersagezentrale mit. Die Saale könnte in den kommenden Tagen an mehreren Stellen Alarmstufe drei erreichen. In Sachsen rüsteten sich viele Kommunen wegen der steigenden Wasserstände für den Hochwasser-Ernstfall.

Die Hochwasserlage in Niedersachsen entspannte sich leicht. Neuer Regen könnte zahlreiche Flüsse aber weiter anschwellen lassen. „Der Boden ist gesättigt wie ein nasser Schwamm. Jeder weitere Regentropfen geht jetzt eins zu eins in die Flüsse“, sagte eine Sprecherin des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz. In der Region Hannover starb am Donnerstag eine Radlerin, die von einer überfluteten Straße in den Fluss Leine getrieben worden war.