„Heiliger Rock“: Trier wird zur Stadt der Pilger
Bereits kurz nach der Eröffnung bilden sich Warteschlangen vor dem Dom. Tausende wollen den „Heiligen Rock“ sehen.
Trier. Silvia Calderón Avila gehört zu den Pilgern, die eine der weitesten Anreisen hatte. Sie kommt aus dem bolivianischen Sucre — und wird den ganzen Monat der Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier bleiben. „Es ist für mich eine große religiöse Erfahrung“, sagt die Ordensschwester, die die Reliquie des Heiligen Rocks zum ersten Mal sieht. So wie auch Robert Brancheau, der eigens aus Orlando (US-Bundesstaat Florida) angereist ist. „Mich interessiert der Heilige Rock auch aus historischen Gründen“, sagt er.
Mit einem Gottesdienst ist die Heilig-Rock-Wallfahrt am Freitag im Trierer Dom eröffnet worden. Tausende waren zur Kathedrale gekommen, als die Tuchreliquie „Heiliger Rock“ enthüllt wurde. Sie ist erstmals seit 16 Jahren wieder zu sehen.
Der Rock soll Teile des Gewandes enthalten, das Jesus Christus bei seiner Kreuzigung trug. Seit die angebliche Tunika Christi vor 500 Jahren zum ersten Mal gezeigt wurde, sind zig Millionen Menschen zu Wallfahrten nach Trier gepilgert. Zur jetzigen 20. Auflage werden 500 000 Pilger erwartet.
In Triers Innenstadt wehen überall Fahnen mit dem rot-weißen Rock-Logo. Bunt bemalte Pilgerstäbe aus Haselnusszweigen säumen die Plätze rund um den Dom. Seit Triers früherer Bischof Reinhard Marx — heute Erzbischof in München — vor fünf Jahren die Wallfahrt für 2012 ausgerufen hat, liefen die Vorbereitungen. Um die 1000 Mitwirkende und 2200 Helfer stehen in den Startlöchern. „Alle haben darauf gewartet, dass die Wallfahrt endlich los geht“, sagt Triers Bischof Stephan Ackermann nach der Eröffnung.
Inge Frankerl ist mit einer Gruppe der Regensburger Diözesanwallfahrt nach Trier gekommen. „Es ist für uns ein schönes Erlebnis“, sagt die Zahnarzthelferin. Der Rock sei für sie ein Symbol, „um die Wurzeln des Glaubens zu erspüren“. Ackermann erhofft sich von der Wallfahrt: „Dass viele Menschen kommen und angeregt werden durch die Botschaft des Glaubens.“
Triers Oberbürgermeister Klaus Jensen (SPD) ist stolz auf die große Tradition, die mit der Wallfahrt für Deutschlands älteste Stadt verbunden ist. Man freue sich auf die Pilger aus der ganzen Welt, die bei ihrem Aufenthalt auch andere Sehenswürdigkeiten und Schönheiten Triers kennenlernen könnten. „Für die Stadt ist die Wallfahrt ein großartiges Ereignis und ein Glücksfall“, sagt Jensen.