Emden: Demo gegen Verleumdung nach Mädchenmord
Emden (dpa) - Nach dem Mord an der elfjährigen Lena vor drei Wochen haben Emder Bürger gegen Hassparolen und Verleumdungen im Internet demonstriert. 2500 Menschen folgten am Freitagabend dem Aufruf von Stadt, Kirchen und Gewerkschaften.
Oberbürgermeister Bernd Bornemann (SPD) kritisierte die öffentliche Vorverurteilung von Unschuldigen in sozialen Netzwerken. „Ich schäme mich für das, was da geschehen ist“, sagte er in einer mehrfach von Beifall unterbrochenen Rede. Emden sei nicht die Stadt von Vorverurteilung und Selbstjustiz, sondern geprägt von Anteilnahme und Solidarität.
Lena war am 24. März in einem Emder Parkhaus vergewaltigt und getötet worden. Ein 18-Jähriger hat die Tat gestanden. Zuvor war ein damals 17-Jähriger irrtümlich unter Mordverdacht geraten und in Untersuchungshaft gekommen. Daraufhin waren Hassparolen gegen ihn und ein Aufruf zur Lynchjustiz im Internet aufgetaucht. Ein Mob von 50 Menschen hatte nachts vor der Polizeiwache die Herausgabe des unschuldig Verdächtigten verlangt. Gegen den Urheber des Aufrufs ermittelt die Staatsanwaltschaft Aurich.
Bornemann verurteilte diese Auswüchse und entschuldigte sich im Namen der Stadt bei dem Justizopfer. Es müsse alles getan werden, damit der junge Mann wieder ins normale Leben zurückfinden könne. Der Oberbürgermeister verlas auch Sätze von Lenas Familie, die sich für die große Anteilnahme in der Stadt bedankte. „Diese Anteilnahme gibt uns den Mut, allmählich die Schritte zurück ins Leben zu wagen“, zitierte Bornemann.