Heimatliebe in Blech: Andrang auf neue Auto-Kennzeichen
Wattenscheid hat es, Moers und Dinslaken haben es auch — die Schilderlandschaft wird bunter.
Düsseldorf. Die Deutschen und ihr Auto — dieses Verhältnis ist nicht unbedingt rational, aber auf jeden Fall innig. Bezieht man noch die Liebe zum Heimatort ein, können am Ende ganz erstaunliche Ergebnisse stehen: Der Bürger engagiert sich, die Bürokratie zeigt sich flexibel, und am Ende hat zum Beispiel Wattenscheid ein eigenes Autokennzeichen.
Seit dem vergangenen Jahr besteht die Möglichkeit, längst vergessene Blech-Kennungen von Städten oder im Falle Wattenscheids sogar Stadtteilen wieder auferstehen zu lassen. Denn vor rund 40 Jahren verschwanden eine ganze Reihe von Kennzeichen, die früher den Autofahrern ein Stück Heimat gegeben hatten. Als in Nordrhein-Westfalen Mitte der 70er Jahre Gemeinden und Städte zu neuen Kommunen oder Kreisen zusammengelegt wurden, wurde auf diesem Weg auch die Kennzeichen-Landschaft ausgedünnt.
Nur noch 40 Autos fuhren zuletzt noch mit einem WAT-Kennzeichen durch Bochum und erinnerten an die Zeiten, als Wattenscheid Nachbarstadt von Bochum war. Nun fahren nicht mehr nur Oldtimer mit alten Schildern, sondern auch nagelneue Karossen tragen ganz stolz das WAT im Wappen. Möglich gemacht hat das eine Bewegung von unten. In einigen Bundesländern haben sich Nostalgiker zusammengeschlossen, um die alten Nummern wieder heraufzubeschwören. In NRW besonders aktiv waren die Menschen aus Castrop-Rauxel (CAS), die Wattenscheider (WAT), die Wanne-Eickler (WAN) und die Dinslakener (DIN).
Ihnen wurde Gehör geschenkt, Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) gab das grundsätzliche Okay. Das NRW-Verkehrsministerium startete daraufhin eine Umfrage bei den Städten und Kreisen, elf neue Schilder wird es auf jeden Fall geben. Neben den genannten sind es Witten (WIT/eigentlich EN für Ennepe-Ruhr-Kreis), Jülich (JÜL/eigentlich DN für Kreis Düren), Gladbeck (GLA/eigentlich RE für Kreis Recklinghausen), Bad Berleburg (BLB/eigentlich SI für Kreis Siegen-Wittgenstein), Lippstadt (LP/eigentlich SO für Kreis Soest) und Lünen (LÜN/eigentlich UN für Kreis Unna). Dazu kommen bald Bocholt (BOH) und Ahaus (AH) aus dem Kreis Borken und voraussichtlich Schleiden SLE (bisher EU/Kreis Euskirchen). Im Verbreitungsgebiet dieser Zeitung gibt es vorerst keine Änderungen.