Interview „heute show“-Kultfigur: „Der Stoff geht Gernot Hassknecht nicht aus“

Gernot Hassknecht ist Kult geworden. Seine Auftritte in der ZDF-Satiresendung „heute show“ sind legendär, denn keiner regt sich so schön auf wie er.

 Hinter der 163 Zentimeter großen cholerischen Kompetenz steckt der Schauspieler Hans-Joachim Heist (69).

Hinter der 163 Zentimeter großen cholerischen Kompetenz steckt der Schauspieler Hans-Joachim Heist (69).

Foto: Willi Weber

Hinter der 163 Zentimeter großen cholerischen Kompetenz steckt der Schauspieler Hans-Joachim Heist (69). Derzeit tourt er mit seinem Programm „Jetzt wird es persönlich“ durch Deutschland. Ein Gespräch mit Heist über Hassknecht, Andrea Nahles und die Brüller des Jahres 2018.

Herr Heist oder Herr Hassknecht, was ist ihnen lieber?

Heist: Heist.

Okay. Herr Heist, wie ist Gernot Hassknecht entstanden?

Heist: Ganz einfach: Die Figur hat Oliver Welke erfunden. Er ist der Vater, oder wenn Sie so wollen, die Mutter der Kunstfigur Hassknecht.

Wie fiel die Wahl auf Sie?

Heist: Durch ein Casting in Köln. Ich habe wohl überzeugt und nun bin ich seit neun Jahren auch Gernot Hassknecht.

Der brüllende Hassknecht in der „heute show“ ist zu einer Kultfigur geworden. Hat Oliver Welke das geahnt?

Heist: Nein, damit kann man nie rechnen. Ich habe die erste Sendung im November 2009 gemacht. Da wussten wir natürlich nicht, wie Hassknecht bei den Zuschauern ankommen würde. Wir haben lediglich gehofft, dass er eine konstante Figur in der „heute show“ bleiben wird. Wir waren dann selbst überrascht vom großen Erfolg. 2013 habe ich mich entschlossen, der Figur Raum auf der Bühne zu geben. Obwohl viele meinten, dass jemand, der wenige Minuten im Fernsehen mit hochrotem Kopf schreit, nicht unbedingt zwei Stunden auf der Bühne funktioniert. Doch das klappt.

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Heist: So ist es. Ich bin ins kalte Wasser gesprungen. Es ist ja auch nicht so, dass ich zwei Stunden nur herumschreie.

In der Sendung sind es meist drei Minuten, in denen Sie sich extrem aufregen. Wie geht es ihnen danach?

Heist: Ganz gut. Ich komme schnell wieder auf Normaltemperatur. Viele Zuschauer haben tatsächlich Angst, dass ich einen Herzinfarkt erleiden könnte. Mein Arzt hat mir das aber erklärt: Bei Hassknecht ist es wie bei einem Leistungssportler, Puls und Blutdruck gehen hoch, anschließend wieder runter. Also kein Problem.

Leistungssportler machen sich vorher warm. Sie auch?

Heist: Vor Beginn meines Bühnenprogramms mache ich das tatsächlich. Da laufe ich schon mal ganz heftig in den Katakomben einer Halle herum, um warm zu werden. Außerdem absolviere ich Stimmübungen. Die Stimme ist mein Kapital. Mit ihr zu arbeiten, habe ich schon in der Schauspielschule gelernt.

Wie viel Hassknecht steckt in Heist?

Heist: Ich bin eher ein Heinz-Erhardt-Typ mit Schalk im Nacken. Aber es gibt Situation, da lasse ich den Hassknecht raus, speziell beim Autofahren. Überhaupt, geht es um Ungerechtigkeiten, kann ich ganz schön laut und unflätig werden.

War 2018 ein gutes Jahr für Satire à la Hassknecht?

Heist: Für jeden Satiriker und jeden Kabarettisten war das ein sehr gutes Jahr. Das Chaos in der großen Koalition, die vielen Irrungen und Wirrungen von Horst Seehofer, dann das totale Desaster der SPD, und jetzt auch noch der Rücktritt von Angela Merkel als CDU-Chefin - Hassknecht und ich hatten genug Aufreger.

Wer hat Ihnen denn die schönsten Brüller beschert?

Heist: Immer wieder Horst Seehofer. Ein irrer Typ. Vor allem sein Rücktritt vom Rücktritt, obwohl alle gehofft haben, endlich ist es soweit, endlich geht er. Das war schon der Brüller des Jahres. Das muss man als Politiker erst einmal bringen.

Seehofer tritt kommendes Jahr tatsächlich als Parteichef zurück, vielleicht ist er dann auch sein Ministeramt los. Sind Sie schon traurig?

Heist: Da stehen bereits viele andere in den Startlöchern: CSU-Mann Markus Söder zum Beispiel oder die Krawallschachtel Andrea Nahles bei der SPD. Ein großartiger Aufreger wird auch die AfD bleiben mit ihren beiden Granaten Gauland und Weidel. Also, der Stoff geht Gernot Hassknecht nicht aus. Da bin ich mir sehr sicher.

Kann Gernot Hassknecht sich schon über die neue CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer aufregen?

Heist: Im Moment noch nicht. An diese Frau muss er sich erst einmal heran arbeiten. Aber ich bin mir sicher, sie wird noch großartige Vorlagen für Satiriker und Kabarettisten liefern. Denn warum sollte Kramp-Karrenbauer anders sein als die anderen?