Nach schwerer Krankheit Israelischer Schriftsteller Amos Oz gestorben

Tel Aviv · Der israelische Schriftsteller Amos Oz ist für sein literarisches Werk weltweit bekannt. Der auch in Deutschland sehr geachtete Autor war ein politischer Mensch und galt als Galionsfigur der Friedensbewegung.

Der israelische Schriftsteller Amos Oz im Jahr 2015 im Haus der Kulturen der Welt in Berlin bei der Verleihung des Internationalen Literaturpreises aus seinem Buch "Judas".

Foto: picture alliance / Stephanie Pil/Stephanie Pilick

Der weltweit bekannte israelische Schriftsteller und Friedensaktivist Amos Oz ist tot. Der langjährige Anwärter auf den Literaturnobelpreis starb im Alter von 79 Jahren, wie seine Tochter Fania Oz-Salzberger am Freitag im Kurzbotschaftendienst Twitter schrieb. „Mein geliebter Vater starb nach kurzer, schwerer Krankheit an Krebs. Er ist friedlich eingeschlafen, umgeben von seinen Liebsten. ... Danke an alle, die ihn geliebt haben“, heißt es dort.

Oz hatte zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Jahrelang wurde er auch als Anwärter auf den Literaturnobelpreis gehandelt. Der Tod des Autors löste weltweit Trauer aus.

Oz-Salzberger bedankte sich bei allen, die ihren Vater "geliebt haben". Der Autor war unter anderem durch seinen autobiografischen Roman "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis" zu Weltruhm gelangt, das Buch wurde zum internationalen Bestseller. In dem Roman verarbeitete er die Selbsttötung seiner Mutter, als er zwölf Jahre alt war. Oz' Bücher wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu erklärte während eines Besuchs in Brasilien, Oz sei "mit Talent und Sensibilität" gesegnet gewesen. "Auch wenn unsere Meinungen in vielen Fragen auseinandergingen, habe ich zutiefst seinen Beitrag zur hebräischen Sprache und zur Erneuerung der hebräischen Literatur geschätzt." Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums erklärte, der Tod des Autors sei ein "Verlust für uns alle und für die Welt".

Auch Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) zeigte sich betroffen. "Amos Oz hat mit seinen außerordentlichen literarischen Werken auch immer ein Stück israelische Zeitgeschichte beschrieben", erklärte Maas. "Er hat uns immer wieder mit seinen klugen, mahnenden Worten zum Nachdenken gebracht und uns daran erinnert, dass der Frieden nur kommt, wenn wir dafür kämpfen."

Oz engagierte sich jahrzehntelang für Frieden im Nahen Osten und war ein vehementer Kritiker der israelischen Besatzung der Palästinensergebiete. 1978 war er Mitbegründer der Bewegung "Peace Now", die sich gegen die israelische Siedlungspolitik in den besetzten Palästinensergebieten wandte und sich für eine Aussöhnung mit den arabischen Nachbarn einsetzte.

In den vergangenen Jahren war Oz ein entschiedener Kritiker des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Dessen rechtskonservativen Regierung attestierte er einen "wachsenden Extremismus".

Oz wurde am 4. Mai 1939 in eine aus Russland und Polen stammende Familie geboren. Seine Kindheit verbrachte er im Jerusalem der 40er Jahre. Seinen ersten Roman veröffentlichte er 1966. Wenig später wurde er bereits als "israelischer Camus" bezeichnet.

Als junger Mann hatte er selbst an zwei Kriegen Israels teilgenommen. Im Juni 1967 diente er während des Sechs-Tage-Kriegs in einer Panzereinheit. Im Oktober 1973 kämpfte er im Yom-Kippur-Krieg.

Für sein literarisches Schaffen wurde Oz mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Bereits im Jahr 1992 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. "In seinen politisch engagierten Werken vermittelt Amos Oz ein lebendiges Bild der israelischen Gesellschaft mit ihren vielschichtigen Menschen untereinander und zu der Welt; er schildert die Vielfalt der Stimmen im Staat Israel", begründete die Jury ihre Entscheidung.

1998 wurde Oz mit dem Israel-Preis für Literatur ausgezeichnet. 2005 erhielt er den Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main, 2010 den französischen Prix Méditerranée in der Kategorie "Ausland" und 2013 den Franz-Kafka-Literaturpreis. Oz war verheiratet und Vater von drei Kindern.

(afp/dpa)