Hier fließt seit 1962 der Schweiß
In Münster gibt es den ersten Trimm-Dich-Pfad Deutschlands. Eine Sanierung täte ihm mittlerweile ganz gut.
Münster. Der „Trimmpfad“ in Münster ist gut besucht: Mehrere junge Männer hängen, balancieren und sitzen auf Metallkonstruktionen, die in L-Form angeordnet sind. Mit Klimmzügen, Situps und anderen Übungen stählen sie ihre Körper. Kevin Rys ist einer der „Trimmer“. Der Münsteraner ist zwar Mitglied in einem Fitnessstudio, zusammen mit einem Freund besucht er aber auch jede Woche den „Trimmpfad“.
Als Rys’ Lieblingsgerät, der Barren, vor vier Monaten „kaputt und plötzlich weg“ war, fasste der Sportler einen Entschluss: „Es würde viel mehr Spaß machen, wenn man einen modernen Pfad mit neuen Geräten und einem Gummiboden hätte, so dass man bei Regen nicht durch den Matsch laufen muss.“ In dem städtischen Mitmach-Portal „Bürgerhaushalt 2014“ stellte er seine Forderung ein: „Komplett neuer Aufbau des Trimm-Dich-Pfades.“
Die Vorteile des Parcours liegen für Rys, Physiotherapeut in Ausbildung, auf der Hand: „Du trainierst hier mit deinem Körpergewicht, setzt einen ganz anderen Reiz als im Fitnessstudio. Dort ist alles vorgegeben.“ Der Pfad könne jedoch eine Auffrischung vertragen.
1962 war er als Teil einer größeren Anlage, der „Sportpark Sentruper Höhe“, errichtet worden. Das Konzept ist seitdem nicht verändert worden. Trotz regelmäßiger Reparaturen hat die Zeit Spuren hinterlassen: „Es ist alt und alles wackelt“, sagt Rys. Er findet: „Wenn man schon den ersten Trimm-Dich-Pfad Deutschlands hat, dann sollte das ein spezieller Ort sein.“
Das Trimm-Ensemble wurde der Öffentlichkeit vor 52 Jahren allerdings als „Schweißtropfenbahn“ vorgestellt. Den Begriff des „Trimm-Dich-Pfades“ gab es damals noch nicht, er hängt mit der „Trimm-Dich-Bewegung“ zusammen, die erst 1970 startete (siehe Kasten). Die „Trimm-Dich-Pfade“ kamen ursprünglich aus der Schweiz und hießen eigentlich „Vitaparcours“: Seit Ende der 60er-Jahre errichtete eine Zürcher Versicherungsgesellschaft hölzerne Trainingsstationen auf drei Kilometer langen Laufstrecken in einem Wald — schnell auch in der Bundesrepublik.
Die Journalistin Verena Mörath hat eine Studie über die „Trimm-Dich-Bewegung“ geschrieben und vermutet, dass Bürger und Kommunen die neuen „Parcours“ mit der parallel anlaufenden Kampagne des Deutschen Sportbunds (DSB) in Verbindung brachten. Produkt dieser Verwechslung war wahrscheinlich der Name „Trimm-Dich-Pfad“, mit dem heute auch die Anlage in Münster belegt ist. Auf die „Vitaparcours“ habe der DSB ab 1973 mit dem Konzept des „Trimmparks“ reagiert, schreibt Mörath in ihrer Studie. Neben Übungsstationen habe dieses Konzept auch eine Laufstrecke umfasst.